Im April 2023 veröffentlichte die ISO ihre Ergebnisse des zweiten User Survey zu ISO 14001. Die Umfrage wurde vor etwa zwei Jahren durch das für die Umweltnorm zuständige Komitee ISO/TC 207 SC 1 organisiert. Die Absicht dahinter: Erkenntnisse über einen möglichen Revisionsbedarf von ISO 14001:2015 zu erhalten, und wie sich eine fortlaufende Verbesserung des Umweltweltmanagements im Sinne aller Beteiligten in Zukunft sicherstellen lässt.

Eine mögliche Neuauflage der Umweltnorm kann mit Blick auf den aktuellen User Survey Report 2021 so auf den Punkt gebracht werden: Revision nein, Support ja. Welche Details diese Aussage von Anwendern und anderer interessierter Parteien stützen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

 

User Survey Report ISO 14001 

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

Der nunmehr zweite User Survey zur aktuellen Umweltnorm ISO 14001:2015 startete im September 2021. Die erste Umfrage fand im Jahr 2013 im Vorfeld der „großen Revision“ von 2015 statt.

An der aktuellen Umfrage waren weltweit rund 3.000 Teilnehmer aus 91 Ländern beteiligt. Darunter Anwender eines implementierten (6%) bzw. akkreditiert zertifizierten (94%) Umweltmanagementsystems, aber auch ebenso viele interessierte Unternehmen und weitere interessierte Parteien, etwa Berater und Zertifizierungsstellen.

Die Umfrage thematisierte Schlüsselthemen und zukünftige Herausforderungen für das Umweltmanagement. Der erste Teil bezog sich auf die im Jahr 2015 durchgeführte Revision von ISO 14001. Hier bestätigte sich erneut, was sich seit der Veröffentlichung in der Praxis zeigt: Die meisten Schwierigkeiten treten bei den folgenden Normanforderungen auf:

•    Betrachtung des Produktlebenswegs (52%)
•    Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Umweltaspekten und Umweltauswirkungen (32%) 
•    Beherrschung ausgelagerter Prozesse (28%)  

Der Nutzen von ISO 14001

Hier wurde deutlich, dass der Umweltnorm von Anwendern ein erheblicher Nutzen zugesprochen wird. Besonders im Hinblick auf 
•    die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen und sonstiger bindender Verpflichtungen
•    die Verbesserung der Umweltleistung und 
•    das Engagement der obersten Leitung für das Umweltmanagement. 

Als weitere Nutzen wurden genannt:
•    die Erfüllung der Erwartungen von interessierten Parteien
•    die Imageverbesserung in der Öffentlichkeit,
•    das Erreichen strategischer Ziele sowie
•    die Integration in die Geschäftsprozesse. 

Besonders hilfreich war dabei nach Angaben der Anwender sowohl der Anhang A der Umweltnorm, als auch der Leitfaden ISO 14004 für den Aufbau, die Verwirklichung, die Aufrechterhaltung und die Verbesserung eines Umweltmanagementsystems. Dies stützt die Annahme, dass umfangreicher Support ein wesentlicher Aspekt für die wirksame Umsetzung der Normanforderungen ist und entsprechend nachgefragt wird.

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Unterstützung bei spezifischen Umweltthemen

Die Frage nach dem Interesse an Beratung bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems zeigte bei knapp der Hälfte der Befragten einen Bedarf an Praxisberichten und ergänzenden Leitfäden für die Umsetzung.

Besonders hervorgehoben wurden dabei spezielle Umweltthemen wie
•    Klimaschutz
•    Material- und Abfallmanagement
•    Kreislaufwirtschaft
•    Management von Chemikalien
•    Umweltrecht
•    Gewässerschutz
•    Luftqualität
•    Biodiversität

Etwas weniger als ein Drittel der Teilnehmer gab an, Interesse an weitergehender Unterstützung zu haben. Insbesondere in Form eines eigenen Standards
•    zum Umgang mit dem Klimawandel
•    zum Abfallmanagement 
•    zur Kreislaufwirtschaft (dies ist im Rahmen der ISO 14002-Reihe bereits in Arbeit)

Für die Entwicklung zusätzlicher ökologisch ausgerichteter Standards scheint mit Blick auf die Umfrage-Ergebnisse aktuell kein weiterer Bedarf zu bestehen.
 

Betrachtung der Detailergebnisse

Schaut man sich einige Ergebnisse im Detail an, lässt sich eine Reihe von Gründen für die Tendenz der nach ISO 14001 zertifizierten, an der Umfrage teilnehmenden Organisationen ausmachen: "nein" zu einer umfassenden Revision und "ja" zu mehr Support. So ist das Hauptargument für ein ISO 14001-Zertifikat die (sichere) Erfüllung rechtlicher Verpflichtungen (75%, im Folgenden „sehr“ oder „höchst bedeutend“).

Das korrespondiert mit den Antworten auf die Frage nach dem Wert eines Umweltmanagementsystems, wo Rechtssicherheit mit 75% ebenfalls den Spitzenplatz einnimmt. Ganz oben dabei ist auch die Reduzierung des (finanziellen) Risikos im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Umwelteinflüssen (76%) sowie die Erfüllung von Kundenanforderungen (77%). Das sind alles Argumente, die nicht zwingend auf die Einführung der Future Challenge Concepts hindeuten.

Umgekehrt geben nur 14% der Befragten an, dass sie mit Blick auf die Lebenwegbetrachtung in der Lieferkette einen oder mehrere ihrer Lieferanten dazu verpflichten, ein Umweltmanagementsystem einzuführen. Demgegenüber sagen jeweils ~40% der Befragten, dass sie Umweltaspekte von Tätigkeiten, Produkten oder Dienstleistungen einiger ihrer Lieferanten identifizieren und die eigenen Umweltanforderungen an ihre Lieferanten kommunizieren.

Hier wäre die Einführung des Future Challenge Concepts eine zusätzliche Aufgabe oder gar Hürde. Dazu passt: Nur 35% der befragten Unternehmen geben an, dass die Verbesserung der Umweltperformance ihrer Lieferanten einen hohen oder sehr hohen Wert hat.

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Leitfaden DIN/TS 35807

Lebenswegbetrachtung nach ISO 14001

Die im August 2020 erschienene Technische Spezifikation DIN/TS 35807 zeigt Unternehmen, welche Möglichkeiten sich zur Umsetzung der Normanforderung zur Lebenszyklusbetrachtung bieten. Lesen Sie im folgenden Beitrag und unserem kostenfreien Whitepaper alles, was Sie zu dem neuen Leitfaden wissen sollten.

Zukünftige Aufgaben von Umweltmanagementsystemen

Auf die Frage, inwieweit und mit welcher Intensität sich das Technische Komitee ISO/TC 207* bei der nächsten Überarbeitung mit den fünf neuen, im 2020er-Report des Komitees veröffentlichten Umweltmanagementkonzepten (Future Challenge Concepts) befassen sollte, gab es unter Nichtanwendern der Norm eine knappe Mehrheit. Sie wünschten sich strengere Anforderungen in Bezug auf die beiden Themen:
- Identifizierung von Umweltaspekten in der Lieferkette bzw. im Produktlebenszyklus
- Förderung von Umweltverantwortung in Organisationen und Engagement der Mitarbeitenden

Bei Normanwendern standen hingegen vor allem weiterführende Informationen und mehr Klarheit bezüglich bestehender Anforderungen sowie zusätzlicher Support im Vordergrund.

Das Technische Komitee ISO/TC 207 trifft sich jährlich zur Weiterentwicklung der Umweltnormenreihe ISO 14000ff. Die Mitglieder diskutieren zukünftige Anforderungen verschiedener Normen und schreiben sie fort. Die zentralen Handlungsfelder im "Future Challenges Report 2020" umfassen die Identifizierung von Umweltaspekten in der Lieferkette, die Förderung einer Kultur der Umweltverantwortung, Mitarbeiterengagement im Umweltmanagement, die Intergration des Umweltmanagementsystems sowie die externe Berichterstattung über Umweltziele.

 

ISO 14001 Revision – Fazit der aktuellen Umfrage

Die Mehrheit der Befragten (hervorgerufen vor allem durch die Normanwender) wünscht sich mehr Unterstützung bei der Erfüllung bereits bestehender Normanforderungen, aber eher keine tiefgreifenden Änderungen aus einer möglichen Revision (Quelle: User Survey Report 2021).

Bei dieser Haltung kann es eine Rolle spielen, dass die antwortenden Anwender zu deutlich mehr als der Hälfte von Umweltmanagementbeauftragten repräsentiert werden, die neue Anforderungen in die Praxis umsetzen müssen. Nach eigenen Aussagen haben mehr als zwei Drittel der Normanwender mehr als sechs Jahre für die Implementierung ihres Umweltmanagementsystems benötigt, was auf einen enormen Aufwand schließen lässt.

Diese Aussagen beziehen sich auch auf die sogenannten Future Challenge Concepts des ISO/TC 207, die genügend Material für eine Überarbeitung der Umweltnorm liefern würden. Die spürbare Ablehnung dieser Konzepte unter den Normanwendern könnte allerdings auch darauf zurückzuführen sein, dass sie bislang nur wenig bekannt sind.

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Zahlen, Daten, Fakten zum User Survey

Rund 3.000 Teilnehmer aus 91 Ländern waren an der aktuellen Umfrage der ISO beteiligt. Darunter ebenso Anwender eines zertifizierten Umweltmanagementsystems wie Nichtanwender, etwa Berater und Zertifizierungsstellen. 

Die Normanwender machten 48% der Teilnehmer aus, wobei davon 59% der Antwortenden die Rolle eines Umweltmanagementbeauftragten innehatten. Unternehmen ohne Umweltmanagementsystem waren zu 28% beteiligt, Nichtanwender als Einzelpersonen (23 %) und Sonstige (1 %).

Mit 58% hatte die Mehrheit der Teilnehmer ihren Sitz in Europa. 16% entfielen auf Süd- und Mittelamerika, 12% auf Nordamerika, 9% auf Asien und 4% auf Afrika und den Mittleren Osten. Von den teilnehmenden Organisationen hatten 44% mehr als 500 Mitarbeitende, 35% von 101 bis 500, 21% unter 100.

 

DQS – Was wir für Sie tun können

Seit mehr als 35 Jahren stehen wir mit unparteilichen Audits und Zertifizierungen für die Weiterentwicklung von Managementsystemen und Prozessen. Wir auditieren nach rund 100 anerkannten Normen und Regelwerken, nach branchenspezifischen Standards oder maßgeschneidert nach Ihren individuellen Vorgaben – regional, national und international.

Unparteilichkeit und Objektivität sind für uns wesentliche Elemente bei der Durchführung von Audits und Zertifizierungen. Die Akkreditierung im Umweltbereich erhielt die DQS bereits im Jahr der Erstveröffentlichung 1996. Das heißt: Mehr als 25 Jahre Erfahrung in der ISO 14001 Zertifizierung, von der Sie profitieren sollten.

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Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
Kai-Uwe Kaiser

DQS-Produktmanager, Auditor und Experte für Umwelt-, Energie-, Spareffizienz- und Nachhaltigkeitsthemen. Darüber hinaus Auditor für Qualität und Automotive. Herr Kaiser bringt eine jahrelange Erfahrung vom Produkt Manager über Produktionsleitung, Qualitätsleitung incl. Umwelt-, Energie- und Arbeitsschutzmanagement bis hin zum Werkleiter im Automotive Bereich ein. Seine Expertisen bringt er auch in diversen Trainings mit ein.  

 

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