Kapitel 4.3 in ISO 14001 – was genau versteht die international anerkannte Umweltmanagementnorm unter dem Anwendungsbereich? Welche Bedeutung kommt ihm zu und was ist zu beachten? Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr darüber, wie Ihr Unternehmen unabhängig von der Größe und Branche seine eigene Umweltleistung und Ressourceneffizienz im Einklang mit sozioökonomischen Erfordernissen verbessern kann.
Umweltmanagementsystem nach ISO 14001
Ob Großkonzern oder Mittelständler: Immer mehr Unternehmen sehen sich heute in der Verantwortung für den Umweltschutz. In der international anerkannten Norm ISO 14001 finden diese Unternehmen einen systematischen Rahmen zur fortlaufenden Verbesserung der eigenen Umweltleistung. Die Verwirklichung eines Umweltmanagementsystems ermöglicht es Organisationen, zur ökologischen Säule der Nachhaltigkeit beizutragen und gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.
Die bekannte Umweltnorm fordert dazu beherrschbare Prozesse, mit denen sich
- Umweltaspekte erfassen und bewerten,
- nachteilige Umweltauswirkungen verringern und
- die Ressourceneffizienz stetig verbessern lassen.
Die Betrachtung von Risiken und Chancen in ISO 14001, die Einhaltung von Gesetzen und sonstigen bindenden Verpflichtungen sowie ein gestärktes Umweltbewusstsein bei den Mitarbeitenden sind weitere Aspekte, die zu Wettbewerbsvorteilen führen und zur Zukunftssicherung von Unternehmen beitragen.
ISO 14001 – Der Anwendungsbereich
Den ganzheitlichen Ansatz in den Mittelpunkt rücken: Das ist eines der Ziele von ISO 14001. In ihrem Anwendungsbereich, oder auch Geltungsbereich (Scope), sollen nicht nur Umweltbelastungen vermieden, sondern unter Beachtung des Lebensweggedankens und der Erwartungen relevanter interessierter Parteien aktiver Umweltschutz betrieben werden.
Dabei kommt dem Anwendungsbereich eine besondere Bedeutung zu. Denn die Lebenswegbetrachtung zwingt Unternehmen, über ihre eigenen Grenzen hinauszudenken:
Der Anwendungsbereich ist für jede Organisation einzigartig. Die meisten Unternehmen stehen aber vor der Unsicherheit, den Anwendungsbereich ihres Umweltmanagementsystems richtig zu erfassen. Wo beginnen und enden die physikalischen und organisatorischen Grenzen und die sinnvolle Anwendbarkeit des Umweltmanagementsystems?
Lebenswegbetrachtung nach ISO 14001
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Den Anwendungsbereich erfassen – Was fordert ISO 14001?
Im Kapitel 4.3 von ISO 14001 wird die Festlegung der räumlichen, funktionalen und organisatorischen Unternehmensgrenzen deutlich strukturierter gefordert und gegenüber der Vorgängerversion präzisiert.
Der Anwendungsbereich muss demnach sachlich und repräsentativ sein sowie alle relevanten Tätigkeiten mit bedeutenden Umweltaspekten und Umweltauswirkungen umfassen, sodass interessierte Parteien nicht getäuscht werden. Der Bereich muss durch die Organisation festgelegt, dokumentiert und den interessierten Parteien zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel mithilfe einer Standortkarte.
Was muss berücksichtigt werden?
- Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen mit bedeutenden Umweltaspekten
- relevante interne und externe Themen, die beabsichtigte Ergebnisse maßgeblich beeinflussen (Kontextbetrachtung) – externe Themen umfassen Umweltzustände, die auf die Organisation einwirken oder durch sie beeinflusst werden
- rechtliche und andere Verpflichtungen, abgeleitet aus den Erwartungen interessierter Parteien
- Organisationseinheit(en), Funktion(en) und physikalische Grenzen
Wurde der Anwendungsbereich festgelegt, müssen alle Tätigkeiten, Produkte und/oder Dienstleistungen des Unternehmens, die innerhalb dieses Bereiches liegen, in das Umweltmanagement einbezogen werden, um die Glaubwürdigkeit sicherzustellen. Ausschlüsse nachteiliger Umweltaspekte (auch indirekte Umweltaspekte) oder um sich etwaigen bindenden Verpflichtungen zu entziehen, sind nicht vorgesehen. Bei Änderungen, beispielsweise durch Erweiterungen der betrieblichen Tätigkeit, bedarf es einer erneuten Betrachtung des Geltungsbereichs.
ISO 14001 Checkliste
Gute Auditfragen und mögliche Nachweise
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Dies stellt insbesondere bei komplexen Unternehmenseinheiten eine Herausforderung dar. Zumal die oberste Leitung die Freiheit und Flexibilität besitzt, die organisatorischen, funktionalen und räumlichen Grenzen selbst festzulegen. Mangelnde Klarheit in der Abgrenzung beeinträchtigt die Erfassung bedeutender Umweltaspekte.
DIN EN ISO 14001:2015 – Umweltmanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung
Die Norm ist beim Beuth Verlag erhältlich.
Der Nutzen des Umweltmanagements
ISO 14001 ist die bekannteste und erfolgreichste internationale Norm, die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem stellt. Sie ist auf alle Organisationen anwendbar, die ihrer umweltbezogenen Verantwortung systematisch nachkommen wollen – unabhängig von ihrer Größe und Branche.
Ist der Anwendungsbereich eines Unternehmens gemäß ISO 14001 festgelegt, liefert er unter Berücksichtigung des Lebensweggedankens die Grundlage für die:
- Ermittlung umweltrelevanter Aspekte und deren Auswirkungen,
- Bestimmung von rechtlichen und anderen Verpflichtungen
- Einführung von Kriterien zur Bewertung des Risikos
Damit bietet ein wirksames Umweltmanagementsystem unter anderem folgenden Nutzen:
- fortlaufende Verbesserung der Umweltleistung
- Minderung oder Reduzierung nachteiliger Umweltauswirkungen
- Reduzierung von Umweltrisiken
- Erlangung von Rechtssicherheit durch systematische Ermittlung und Bewertung von Gesetzen und Auflagen
- Einsparung von Kosten durch systematisches und vorausschauendes Denken und Handeln
- Erhöhung der Identifikation und Motivation von Mitarbeitern
- Stärkung des Vertrauens von Öffentlichkeit, Kunden, Behörden, Banken und Versicherungen
- Förderung des Images und der Wettbewerbsfähigkeit national und international
- Erfüllung von Kundenanforderungen
Bei der DQS in guten Händen
Managementsysteme sind grundlegende Führungsinstrumente: sie bilden den Rahmen, Prozesse bewusst zu gestalten, zu steuern und zu überwachen. Sie schaffen Transparenz, reduzieren Komplexität und geben Sicherheit. Zum wesentlichen Erfolgsfaktor werden Managementsysteme jedoch durch ein Audit durch die DQS.
Der ganzheitliche, neutrale Blick unserer erfahrenen Auditoren auf Menschen, Prozesse, Systeme und Ergebnisse zeigt, wie wirksam Ihr Umweltmanagementsystem ist, wie es umgesetzt und beherrscht wird. Wir legen Wert darauf, dass Sie die Zertifizierung nach der ISO-Norm nicht als Prüfung, sondern als Bereicherung für Ihr Managementsystem wahrnehmen.
Unsere Audits liefern Ihnen Klarheit. Unsere Kunden sehen darin eine Chance. Für sie ist das Feedback des unabhängigen Auditors zum Verbesserungspotenzial und möglichen Risiken ebenso wertvoll wie ein DQS-Zertifikat als Nachweis ihrer Qualitätsfähigkeit. Damit dies so bleibt, achten wir strikt auf Integrität und Objektivität – mehr dazu lesen Sie in unserer Auditphilosophie.
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Wir fragen im Audit gezielt nach dem „Warum“, weil wir verstehen wollen, aus welchen Motiven heraus Sie einen bestimmten Weg der Umsetzung gewählt haben. Wir richten den Blick auf Verbesserungspotenzial und regen zum Perspektivenwechsel an. So erkennen Sie Handlungsoptionen, mit denen Sie Ihr Managementsystem fortlaufend verbessern können. Nehmen Sie uns beim Wort.
Expertise und Vertrauen
Unsere Beiträge werden ausschließlich von unseren Normexperten für Managementsysteme und langjährigen Auditoren verfasst. Sollten Sie Fragen an den Autor haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.
Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
DQS Newsletter
Dr.-Ing. Eric Werner-Korall
Experte für Compliance- und Risikomanagement mit über 20 Jahren internationaler Erfahrung als DQS-Auditor für integrierte Managementsysteme. Seine Expertise bringt der promovierte Ingenieur zudem als Trainer und Dozent, Moderator und Autor zahlreicher Fachbeiträge ein.