Die Energiemanagementnorm ISO 50001 verlangt von Unternehmen, systematisch und kontinuierlich ihre Energienutzung und Energieverbräuche zu erfassen, zu analysieren und zu optimieren. Der Fokus liegt dabei auf der systematischen Verbesserung der energiebezogenen Leistung, die sich in einer effizienteren Energienutzung und damit in der Reduzierung von Energiekosten und negativen Umweltfolgen widerspiegelt. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Energieleistungskennzahlen, die es Unternehmen ermöglichen, die Verbesserung ihrer Energieeffizienz im Vergleich zur energetischen Ausgangsbasis aufzuzeigen. Was genau die internationale Norm mit Blick auf die Verbesserung der Energieeffizienz fordert, lesen Sie in folgendem Beitrag.

Was bedeutet Energieeffizienz?

Nach der bekannten Norm ISO 50001 für ein Energiemanagementsystem lautet die Definition für Energieeffizienz wie folgt:

Energieeffizienz ist das „Verhältnis oder eine andere quantitative Beziehung zwischen einer erzielten Leistung bzw. einem Ertrag an Dienstleistungen, Gütern, Waren oder Energie und der eingesetzten Energie“.

Quelle: DIN EN ISO 50001:2018-12, Kapitel 3.5.3
Das zuständige deutsche Normungsgremium ist der Arbeitsausschuss NA 172-00-09 AA „Energieeffizienz und Energiemanagement“ im DIN-Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS).

Der Wert dieses als Quotient darstellbaren Zusammenhangs ist aus physikalischen Gründen immer < 1. Der Zähler (erzielte Leistung) und Nenner (eingesetzte Energie) des Quotienten sind klar definiert und messbar. Je kleiner der Wert, desto schlechter ist die Effizienz. 

Die Energieeffizienz bezieht sich auf Prozesse und die Maßnahmen, die darauf abzielen, den Energieverbrauch von Geräten, Systemen oder Abläufen zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung des Energieverbrauchs, sondern auch die Minimierung von Energieverlusten und die Optimierung der Verwendung.

Will man sich dem Thema „Verbesserung der Energieeffizienz“ aus Sicht der Norm nähern, muss man auf die messbaren Ergebnisse der Energieeffizienz schauen: die Messung der erzielten Leistung und der dafür eingesetzten Energie. 

Energieeffizienz im Unternehmen

Sucht man in der ISO-Norm nach einer konkreten Anforderung an die Verbesserung der Energieeffizienz, wird man diese nicht finden. Eine derartige Anforderung geht jedoch indirekt aus der Definition für die Verbesserung der energiebezogenen Leistung* hervor.

* „Verbesserung der messbaren Ergebnisse der Energieeffizienz oder des Energieverbrauchs bezogen auf den Energieeinsatz, im Vergleich mit der energetischen Ausgangsbasis

Gemäß Kapitel 10.2 "Fortlaufende Verbesserung" fordert die Norm, dass die Organisation die fortlaufende Verbesserung der energiebezogenen Leistung nachweisen muss - und somit eben auch die Energieeffizienz, da sie ein integraler Bestandteil der energiebezogenen Leistung ist. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von energieeffizienten Technologien, die Optimierung von Prozessen oder durch die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter für einen bewussten Umgang mit Energie erreicht werden.

Die Messung der Ergebnisse erfolgt anhand von Energieleistungskennzahlen. Sie sind ein „Maß oder [eine] Einheit der energiebezogenen Leistung, wie von der Organisation festgelegt“, die als reine Zahl, als Verhältnis oder als Modell ausgedrückt werden kann. Ihr Wert bezieht sich auf einen bestimmten Zeitpunkt oder einen bestimmten Zeitraum.

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Aufbau eines Energiemanagementsystems

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Normanforderungen an die Messung von Kennzahlen

Die Anforderungen an die Messung der relevanten Kennzahlen finden sich in Kapitel 6 von ISO 50001.

Kapitel 6.2 stellt Anforderungen an die Energieziele eines Unternehmens. In unserem Kontext ist besonders wichtig, dass diese Ziele messbar sein müssen und die Orte mit wesentlichem Energieeinsatz (Significant Energy Use, SEU) berücksichtigt werden. Energieeinsatz ist der Normbegriff für die „Anwendung von Energie“. Gemeint ist damit die Endnutzung von Energie etwa für Geräte, Maschinen, Wärme- und Lichterzeugung, IT-Anwendungen oder den Transport.

Kapitel 6.3 enthält die Anforderung zur Entwicklung und Durchführung einer energetischen Bewertung. Hier wird die Analyse des aktuellen und früheren Energieeinsatzes und Energieverbrauchs auf der Grundlage von Messungen und anderen Daten gefordert, was wiederum die Grundlage für die Ermittlung der SEU ist. An diesen, für die Verbesserung der messbaren Ergebnisse der Energieeffizienz wesentlichen Orten müssen die relevanten Variablen und die aktuelle energiebezogene Leistung bestimmt werden.

Dies betrifft auch jene Personen, die Einfluss auf den wesentlichen Verbrauch nehmen können. Zudem muss der künftige Energieeinsatz und Energieverbrauch geschätzt werden.

Kapitel 6.4 fordert die Bestimmung von Energieleistungskennzahlen (EnPI), die für die Messung und Überwachung der energiebezogenen Leistung des Unternehmens und den Nachweis der Verbesserung der energiebezogenen Leistung geeignet sind. Die ermittelten Werte müssen mit denen aus der energetischen Ausgangsbasis verglichen werden.

Kapitel 6.5 fordert die Festlegung einer energetischen Ausgangsbasis (EnB) auf der Grundlage der energetischen Bewertung. Die EnB wird definiert als „quantitative(r) Referenzpunkt(e) als Basis für einen Vergleich der energiebezogenen Leistung“. Es muss berücksichtigt werden, dass der gewählte Zeitraum für die Geschäftstätigkeit repräsentativ ist.

Bei Variablen, die einen wesentlichen Einfluss auf die energiebezogene Leistung haben, muss zwischen den EnB-Werten und den aktuellen EnPI-Werten unter bestimmten Umständen eine sogenannte Normalisierung vorgenommen werden. Hierbei handelt es sich um die Anpassung von Daten, um die frühere und die aktuelle energiebezogene Leistung vergleichen zu können.

Kapitel 6.6 zielt auf die Planung für das Sammeln (Messen) von Daten und die angemessene Umsetzung der Planung. Im Mittelpunkt steht dabei die Festlegung der für die Überwachung der Hauptmerkmale notwendigen Daten und wie häufig und auf welche Art die aufzubewahrenden Daten (dokumentierte Information) gesammelt werden müssen.

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Energiemanagement mit System

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Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen

Die an den Orten mit wesentlichem Energieeinsatz gesammelten Daten und Messwerte sind die Grundlage zur Bewertung der Energieeffizienz. Für die Verbesserung der messbaren Ergebnisse müssen nun entsprechende Effizienzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Die Anforderungen an die Umsetzung solcher Maßnahmen werden in Kapitel 8 gestellt. Welche organisatorischen und technischen Maßnahmen ein Unternehmen ergreift, um die Energieeffizienz systematisch zu steigern, bleibt ihm jedoch selbst überlassen.

Investitionen im Unternehmen müssen wirtschaftlich sinnvoll sein.

Neben der Optimierung von Prozessen und einer effizienteren Energienutzung in den täglichen Abläufen ist die Beschaffung neuer sowie der Austausch von energieverbrauchenden Geräten, Maschinen und anderen Komponenten von zentraler Bedeutung. Eine solche energiebezogene Investition sollte aber auch aus finanzieller Sicht sinnvoll sein. Daher ist bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit die Anwendung einer anerkannten Methode empfehlenswert.

DIN EN 17463 (VALERI)

Sehr gute Dienste leistet hier der Leitfaden DIN EN 17463 (VALERI) zur Bewertung energiebezogener Investitionen, der eine umfangreiche Anleitung zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von energiebezogenen Investitionen bereithält. 

Eine Reihe von Unternehmen ist hingegen verpflichtet die Wirtschaftlichkeit solcher Investitionen anhand einer akkreditierten Prüfung gemäß DIN EN 17463:2021 nachzuweisen. Dies ist im Rahmen der EnSimiMaV der Fall. Diese gilt für Unternehmen, die nach §8 EDL-G der Energieauditpflicht unterliegen und innerhalb der vergangenen drei Jahre im Durchschnitt mehr als 10 Gigawattstunden verbraucht haben. Unternehmen, die eine Begrenzung der Umlagen nach dem Energiefinanzierungsgesetz (EnFG) oder Beihilfen nach der Carbon-Leakage-Verordnung (BECV) beantragen, müssen ebenfalls die Wirtschaftlichkeit ihrer Maßnahmen gemäß DIN EN 17463 bewerten.

Die europäische Norm kann aber auch unabhängig von gesetzlichen Verpflichtungen kleineren Unternehmen eine Anregung sein oder als praxisorientierter Leitfaden dienen, ihre Investitions-Bewertungen zu überprüfen und zu verbessern.

ISO 50005 – Energieeffizienz in KMU

Auch die speziell für kleine und mittlere Unternehmen geltende Norm ISO 50005 versteht eine verbesserte energiebezogene Leistung als Verbesserung der Energieeffizienz oder des Energieverbrauchs bezogen auf den Energieeinsatz. Jedoch wird, etwa beim Thema Messung an EnPI, immer Bezug auf die übergeordnete energiebezogene Leistung genommen.

Die als Reifegradmodell konzipierte Norm stellt also keine konkreten Anforderungen an die Steigerung der Energieeffizienz im Sinn einer messbaren Verbesserung der Ergebnisse der Energieeffizienz, sondern trifft in den vier Stufen ihres Reifegradmodells eher allgemeine Aussagen zur Energieeffizienz.

Verständnis weiterer Normen für Energieeffizienz

Neben den genannten Normen gibt es zahlreiche weitere Standards und gesetzliche Verordnungen, die festgelegt wurden, um den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Sie legen Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von Produkten und Dienstleistungen fest und sind damit ein wichtiger Bestandteil der Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels.

Das Verständnis dieser Normen und Richtlinien ist entscheidend für Unternehmen und Verbraucher, um informierte Entscheidungen über den Kauf und die Nutzung von Produkten und Dienstleistungen zu treffen, die ihren Energieverbrauch und ihre Umweltbelastungen beeinflussen. Ohne Normen und Standards wäre es schwierig, die Fortschritte bei der Energieeffizienz zu messen und zu verfolgen. Daher sind sie ein unverzichtbares Instrument zur Erreichung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung.

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Energie effizient managen: ISO 50001

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Energieeffizienz verbessern – Fazit

Ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 unterstützt Unternehmen, Energieeinsparpotenziale systematisch aufzudecken, Kosten zu senken und Energieeffizienz langfristig im Unternehmen zu verankern. Die Anforderungen an die Verbesserung der Energieeffizienz sind in der ISO-Norm aber eher versteckt. Der Anwender muss den Gedankensprung zu den Anforderungen an die Verbesserung der energiebezogenen Leistung in Kapitel 10.2 machen, die ein unverzichtbarer Bestandteil des fortlaufenden Verbesserungsprozesses ist.

Das Energieeffizienz-Management spielt hierbei eine zentrale Rolle und trägt maßgeblich dazu bei, die Umweltbelastung zu reduzieren und die Energieeffizienz in der Wirtschaft zu steigern. Dies kann sowohl durch technische als auch organisatorische Maßnahmen erreicht werden, die eine effizientere Energienutzung in den Arbeitsabläufen festlegen. Auch ein umweltbewusstes Verhalten der Mitarbeitenden hat einen spürbaren Einfluss auf den Energieverbrauch, was durch Schulung und Sensibilisierung unterstützt werden sollte.

 

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Die DQS ist der älteste und erfahrenste Dienstleister für die Begutachtung und Zertifizierung von Managementsystemen und Prozessen in Deutschland. Nutzen Sie unsere weltweite Reputation für Ihren Erfolg. Wir erstellen international anerkannte Zertifikate auf der Grundlage akkreditierter Verfahren. An annähernd 100 Tagen im Jahr stellen wir uns allein in Deutschland den Überprüfungen und Witnessaudits durch die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) und weiteren Systemgebern.

Unsere branchenerfahrenen Auditoren auditieren stets unvoreingenommen, unabhängig und angemessen. Dabei beginnt unser Anspruch dort, wo Auditchecklisten enden. Nehmen Sie uns beim Wort.

Vertrauen und Expertise

Unsere Texte und Broschüren werden ausschließlich von unseren Normexperten oder langjährigen Auditoren verfasst. Sollten Sie Fragen zum Inhalt oder unseren Dienstleistungen haben, freuen wir uns auf den Kontakt mit Ihnen.

Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
Tyrone Adu-Baffour

Der Dipl.-Ingenieur Umwelttechnik blickt auf mehr als 10 Jahre Erfahrung als Projektingenieur für Energieeffizienz und Energiemanagement sowie im Bereich Sustainability zurück. Er ist DQS-Normexperte und Produktmanager für Energie- und Klimamanagement sowie Auditor für die Regelwerke ISO 9001, ISO 14001 und ISO 50001. Zusätzlich ist er in zwei DIN-Gremien vertreten, welche beide zum DIN-Normenausschuss "Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS)" gehören. Zum einen handelt es sich um den Arbeitsausschuss NA 172-00-19 AA "Klimawandel" und zum anderen ist er in dem Arbeitskreis NA 172-00-19-04 AK "Treibhausgasemissionen von Transportoperationen (Güter und Personen)" tätig.

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