Stich­wort Qualität: Über eine Million Anwender hat ISO 9001 heute welt­weit. Sollte man die Ent­wick­lung der Norm be­schrei­ben, könnte man es so auf den Punkt bringen: von der klas­si­schen Qualitätssicherung zum modernen Ma­nage­ment­sys­tem. Schon seit 30 Jahren dabei ist die Erwin Halder KG – ein Er­fah­rungs­be­richt aus dem Mit­tel­stand.

ISO 9001 – eine Norm im Wandel

DIN EN ISO 9001 wurde erstmals im Jahr 1987 als Norm für eine klassische Qualitätssicherung veröffentlicht, die ersten Entwürfe für die ISO-9000er-Reihe waren bereits 2 Jahre zuvor verfügbar. Kennzeichnend für ein Zertifizierungsaudit war damals noch die schematische Abarbeitung von 20 Elementen, von einer echten Managementsystemnorm konnte seinerzeit noch nicht gesprochen werden. 

Während sich die erste Normrevision im Jahr 1994 noch auf redaktionelle sowie begriffliche Anpassungen beschränkte, und weiterhin den Schwerpunkt auf Verfahren und Dokumentation legte, bot die zweite Revision der Qualitätsnorm im Jahr 2000 den entscheidenden Wandel: weg von den Elementen hin zur Prozessorientierung – Qualitätssicherung wurde endgültig zum Qualitätsmanagement und damit zwangsläufig ein Fall für die oberste Leitung.

Auch die kontinuierliche Verbesserung (KVP) wurde mit der Revision von 2000 offiziell in die Norm aufgenommen. Ein großer Schritt war schließlich die Integration von ISO 9002 und ISO 9003 in ISO 9001, womit der Grundstein auch für eine neue inhaltliche Struktur der Norm geschaffen wurde. Die Revision 2008 brachte lediglich einige Präzisierungen, die Struktur und die Anforderungen blieben erhalten. 

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Zur Historie von ISO 9001

Eine Er­folgs­ge­schich­te

Die un­ge­bro­che­ne Er­folgs­ge­schich­te für Qualitätsmanagementsysteme begann vor mehr als 35 Jahren. Am 28. August 1986 stellte die DQS das erste ISO 9001-Zer­ti­fi­kat auf der Basis der Ent­wurfs­fas­sung aus.

Ge­hen Sie mit uns auf Zeit­rei­se und lesen Sie unseren Beitrag zur His­to­rie von ISO 9001.

Die große Revision von 2015

Die große Revision von 2015 brachte mit der High Level Structure eine neue Aufteilung der Anforderungen mit gemeinsamen Basistexten und -begriffen über alle ISO-Managementsystemnormen hinweg. Das bedeutete auch für ISO 9001 zahlreiche grundlegende inhaltliche Neuerungen. Dazu gehörte etwa der Themenkomplex Kontext der Organisation unter Berücksichtigung der interessierten Parteien.

Die oberste Leitung wurde mit der sogenannten Rechenschaftspflicht nun wesentlich stärker in die Verantwortung für das Managementsystem genommen und die Einführung des risikobasierten Ansatzes brachte das Konzept von Risiken und Chancen in die Organisationen. Außerdem wurde das Wissen der Organisation zu einer wichtigen Ressource erklärt und eine neue, effizientere Form der Dokumentation geschaffen, die seither unter dokumentierte Information firmiert.

Die große Revision machte den Normanwendern zunächst einiges Kopfzerbrechen – in KMU ebenso wie in großen Organisationen. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase gingen ihnen die anfangs noch als „echte Herausforderung“ bezeichneten neuen Anforderungen letztlich doch in Fleisch und Blut über – zumal die große Revision zertifizierten Organisationen via Qualitätsmanagementsystem tatsächlich eine Reihe von Vorteilen und Managementnutzen rund um ihre Produkte und Dienstleistungen brachte.

 

Unverzichtbar auch im Mittelstand – Qualitätsmanagement

Die Erwin Halder KG ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Bronnen (BW), das vor 85 Jahren als Hersteller von Handwerkzeugen gegründet wurde. Heute umfasst das Portfolio neben den Handwerkzeugen eine große Anzahl von Normalien (Normteilen) und Produkten für die Luftfahrtindustrie. 

Halder verfügt seit rund 30 Jahren über ein Zertifikat nach ISO 9001, der Einstieg in die ISO-9001-Welt wurde also mit der 1994er-Version vollzogen. Das Managementsystem strebt im September 2024 die zehnte Rezertifizierung an – und hat damit fast die gesamte Entwicklung der Qualitätsnorm miterlebt – von der Frühzeit noch als Norm für Qualitätssicherung bis zur komplexen Managementsystemnorm heute. 

  • Wie hat das Familienunternehmen die teils umfassenden Normrevisionen erlebt?
  • Warum kann es als Musterbeispiel für erfolgreiches Qualitätsmanagement gelten?

Wir haben uns mit Erich Rosmer, Qualitätsmanagementbeauftragter der ersten Stunde bei Halder, über drei Jahrzehnte Qualitätsmanagement unterhalten.

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ISO 9001:2015 in der Praxis

Au­dit­fra­gen, Um­set­zungs­bei­spie­le, mög­li­che Nach­wei­se

Was macht ein gutes Audit aus? Der kostenfreie Auditleitfaden der DQS zur Qualitätsmananagementnorm ist ein top fitter Spar­rings­part­ner für die Vor­be­rei­tung auf Ihre nächsten externen oder internen Au­dits.

Qualitätsmanagement im Mittelstand

Interview mit Erich Rosmer, Erwin Halder KG

DQS: Herr Rosmer, Sie waren bereits dabei, als Halder vor 30 Jahren das erste Mal ein „System zur Darlegung der Qualitätssicherung“ nach ISO 9001 eingeführt hat und von der DQS zertifizieren ließ. Erinnern Sie sich noch an die Beweggründe für diesen Schritt?

Erich Rosmer: Der Impuls kam von unserem Vertrieb beziehungsweise von den sich häufenden Anfragen beispielsweise in Form von Fragebögen unserer Kunden zum Thema Qualitätssicherung. Aufgrund dessen und des eigenen Drangs nach Prozessverbesserung hat die Geschäftsleitung der Erwin Halder KG entschieden, sich nach ISO 9001 zertifizieren zu lassen. Definierte Kundenanforderungen zur Zertifizierung lagen nicht vor. Die DQS war bereits damals ein führender Zertifizierungsanbieter und wurde als Partner ausgewählt.

DQS: Welche Rolle spielt Ihr Qualitätsmanagementsystem (QMS) – auch mit Blick auf Marktorientierung – im Jahr 2024? 

Erich Rosmer: Das Managementsystem ist inzwischen ein zentraler Punkt unserer Aufbau- und Ablauforganisation. Die ursprüngliche Dokumentation in Papierform wurde in ein entsprechendes digitales Dokumentationstool überführt, was Zugriff, Suche und Verwaltung vereinfacht hat. Mit Blick auf die Marktorientierung entschloss sich die Geschäftsleitung 2012 unser Unternehmen zusätzlich nach der Luft- und Raumfahrtnorm EN 9100 zertifizieren zu lassen. 

DQS: Wenn Sie an Ihre interessierten Parteien denken: Wie groß ist deren Informationsbedürfnis, und können Sie das mithilfe des QMS abdecken?

Erich Rosmer: Dokumentierte Prozesse und Definitionen im QMS sind extrem hilfreich und wichtig bei der Beantwortung vieler Fragen im Rahmen regelmäßiger Kundenaudits. Diese Audits enthalten neben Fragen zum QMS auch weitergehende Themen wie Corporate Social Responsibility, Richtlinien, Verordnungen wie der Europäischen Chemikalienverordnung oder der EU-Richtlinie für gefährliche Stoffe RoHS sowie Compliance im Allgemeinen.

DQS: Ihre Belegschaft ist eine zentrale interessierte Partei. Wie groß ist dort die Akzeptanz des QMS? Welche Erfahrungen machen Sie dazu etwa bei internen Audits?

Erich Rosmer: Nach mehr als 30 Jahren Erfahrung ist die Akzeptanz bei allen Beschäftigten sehr hoch, die Bedeutung und Wichtigkeit des QMS ist verinnerlicht. Trotzdem sind die internen Audits extrem wichtig. In einem sich ständig verändernden Umfeld werden Definitionen und Prozesse permanent angepasst. Diese müssen in den Audits auf Konformität überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

DQS: Früher hatte das Thema Konformität absolute Priorität, heute ist ganz wesentlich auch die gelebte Verantwortung der Geschäftsführung in den Fokus gerückt – welchen Nutzen zieht das Unternehmen aus dieser Entwicklung?

Erich Rosmer: Wir begrüßen es sehr, dass heute die gelebte Praxis und die erreichten Ziele gegenüber „erfüllten Formalien“ im Vordergrund stehen. Dies erhöht den Nutzen für unser Unternehmen enorm und gibt uns mehr Freiheit in der Umsetzung der Norm.

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DQS. Weil Audit nicht gleich Audit ist.

Sie haben Fragen zur Zer­ti­fi­zie­rung Ihres Qualitätsmanagementsystems nach ISO 9001? In­for­mie­ren Sie sich. Ganz un­ver­bind­lich und kos­ten­frei.

DQS: Spätestens seit der Revision von 2015 spielen Risiken und Chancen in ISO 9001 eine zentrale Rolle. Denken wir zum Beispiel ans Schwachstellenmanagement als aktiver Hebel, um Chancen zu identifizieren und zu nutzen. Welche Rolle spielen externe Audits in diesem Zusammenhang? 

Erich Rosmer: Sie sind ein wichtiger „Sparringspartner“ für die Geschäftsleitung. Risikomanagement ist ein zentraler Bestandteil der operativen Geschäftsführung. Risiken müssen bekannt, bewusst und beherrscht sein. Eine kritische externe Kontrolle sichert hier die Qualität des Risikomanagements. Oft ergeben sich Chancen durch Maßnahmen der Risikominderung.

DQS: Wie ist in Ihrem QMS die Gewichtung zwischen Risiken- und Chancenmanagement?

Erich Rosmer: Erfahrungsgemäß überwiegt das Risikomanagement deutlich.

DQS: Im Februar 2024 hat die ISO die neuen ISO-Amendments zum Klimawandel herausgebracht und deren Berücksichtigung in 31 zur Zeit veröffentlichten Normen gefordert. Wie gehen Sie damit mit Blick auf ISO 9001 um? 

Erich Rosmer: Die Anforderung der ISO, Fragen des Klimawandels auch über den Kontext der Organisation in den Blick zu bekommen, ist ein wertvoller Impuls, den wir auch im QM-System nutzen werden. Zur Unterstützung der Klimaziele und auch zum eigenen „Benchmark“ werden wir noch dieses Jahr aber auch ein Umweltmanagementsystem nach EMAS einführen und durch einen Umweltgutachter validieren lassen. 

DQS: Herr Rosmer, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Qualitätsmanagement im Mittelstand – Fazit

Das Praxisbeispiel über die Erwin Halder KG zeigt eindrucksvoll, wie ein mittelständisches Unternehmen durch konsequente Anwendung der ISO 9001-Norm über drei Jahrzehnte hinweg nachhaltigen Erfolg erzielen kann. Die kontinuierliche Anpassung an die mehrmals revidierte Norm und die Integration neuer Anforderungen haben nicht nur die interne Prozessqualität gesteigert, sondern auch die Marktposition des Unternehmens gestärkt. Erich Rosmers Erfahrungen unterstreichen die Bedeutung eines flexiblen und zukunftsorientierten QM im Mittelstand.

Er­win Halder KG Port­fo­lio

Hand­werk­zeu­ge: Pro­fi-Hand­werk­zeu­ge wie Hämmer, Äxte etc.

Werkstückspannungen: Nut- und Loch­sys­te­me, diverse Spann­sys­te­me, Ba­sis­ele­men­te

Nor­ma­li­en: über 13.000 Norm­tei­le nach DIN/ISO und Werk­norm

Luft­fahrt­pro­duk­te (gem. EN 9001): Kugel- und Steck­bol­zen, Zubehör, Bypass Pin Kits

 

Er­win Halder KG in Zahlen

Gründung: 1938

Sitz: Bronnen (BW)

Geschäftsführung: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Stefan Hal­der

An­zahl Beschäftigte 2023: ca. 200

Um­satz 2023: ca. 43 Mio. Eu­ro

Ver­bun­de­ne Un­ter­neh­men: Halder Werk­zeu­ge, Halder Schnei­de­tech­nik, Picard GmbH 

Internationale Stand­or­te: 7 (Südkorea, Japan, USA, Ma­ze­do­ni­en, Serbien, Slo­we­ni­en, Frank­reich)

DQS – Vorreiterrolle bei der Zertifizierung von Managementsystemen

Die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) wurde 1985 durch DGQ (Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.) und DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.) als Deutschlands erster Managementsystem-Zertifizierer gegründet.

Als einziger großer Zertifizierer fokussieren wir auf Managementsysteme und Prozesse. Damit nehmen wir seit Jahren eine Vorreiterrolle ein. So hat die DQS 1986 das deutschlandweit erste Zertifikat nach ISO 9001, der weltweit bedeutendsten Norm für Management­systeme, ausgestellt.

1991 wurde die DQS als erste Zertifizierungsstelle in Deutschland durch die damalige TGA GmbH (heute: Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH, DAkkS) für ISO 9001/2/3 akkreditiert. Heute umfasst das Spektrum unserer Leistungen rund 200 internationale Regelwerke und nationale Standards. Dabei beginnt unser Anspruch stets dort, wo Checklisten enden. Nehmen Sie uns beim Wort!

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Sie haben Fragen?

Wir sind für Sie da.

In­for­mie­ren Sie sich, mit welchem Aufwand und welchen Kosten Sie bei einer Zer­ti­fi­zie­rung nach ISO 9001 rechnen müssen. Ganz un­ver­bind­lich und kos­ten­frei.

Expertise und Vertrauen

Bitte beachten Sie: Unsere Beiträge und Materialien werden ausschließlich von unseren hausinternen Experten für Managementsysteme und langjährigen Auditoren verfasst. Sollten Sie Fragen an unsere Autoren zu den Inhalten haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.

Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
Matthias Vogel

Seit 2010 ist Matthias Vogel Pres­se­spre­cher der DQS GmbH und ver­ant­wort­lich für die Fach­pres­se. Als Senior Content Manager ist er mit­ver­ant­wort­lich für die The­men­fin­dung des DQS Blogs „DQS im Dialog“, für die Ab­stim­mung mit Au­tor*in­nen und für die Text­re­dak­ti­on. Matthias Vogel ist Mit­her­aus­ge­ber des regelmäßig er­schei­nen­den DQS–Newsletters „Business Insights“ und versorgt Sie so mit In­for­ma­tio­nen und Wis­sens­an­ge­bo­ten rund um Audits und Zer­ti­fi­zie­rung.

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