Am 10. Sep­tem­ber hat Sedex die überarbeitete SME­TA-Me­tho­do­lo­gie Version 7.0 veröffentlicht. Die Revision bringt si­gni­fi­kan­te Veränderungen mit sich, die darauf ab­zie­len, den Au­dit­pro­zess zu ver­tie­fen und lang­fris­ti­ge Ver­bes­se­run­gen im Ma­nage­ment von Lie­fer­ket­ten si­cher­zu­stel­len. Im Fol­gen­den be­spre­chen wir die wich­tigs­ten Neue­run­gen und ihre Be­deu­tung für Un­ter­neh­men und deren Lie­fe­ran­ten.

Hauptänderungen in SMETA 7.0

Die neueste Version von Sedex SMETA enthält eine Reihe bedeutender Änderungen, die weitreichende Auswirkungen auf den Auditprozess und die darauf aufbauenden Maßnahmen haben. Diese Veränderungen sorgen dafür, dass Unternehmen nicht nur die gesetzlichen und ethischen Anforderungen erfüllen, sondern auch langfristige Verbesserungen umsetzen können.

 

1. Detaillierte Arbeitsplatzanforderungen

Eine der größten Neuerungen in SMETA 7.0 ist die detaillierte Aufschlüsselung des ETI Base Code in spezifische Arbeitsplatzanforderungen. Diese neuen Anforderungen geben Auditoren und Unternehmen eine klare Struktur vor, anhand derer überprüft wird, ob alle Standards eingehalten werden. Jeder einzelne Punkt des Base Code wird dabei präzise aufgeschlüsselt und mit eindeutigen Anweisungen versehen, was von den Unternehmen erwartet wird.

Dies hat den Vorteil, dass sowohl Auditorinnen und Auditoren als auch Unternehmen besser nachvollziehen können, welche Anforderungen für die einzelnen Arbeitsbereiche gelten. Dadurch wird das Auditieren transparenter und verständlicher, was das Vertrauen in den gesamten Auditprozess stärkt.

 

2. Einführung des Management-System-basierten Ansatzes

Eine weitere wesentliche Neuerung ist die Einführung eines Management-System-basierten Ansatzes. Bisherige Audits konzentrierten sich primär auf die Situation am Tag des Audits, während SMETA 7.0 jetzt einen umfassenderen Ansatz verfolgt. Durch die systematische Überprüfung der Managementstrukturen eines Unternehmens können Auditorinnen und Auditoren tiefergehende Einblicke in die Gründe für wiederkehrende Probleme gewinnen. Dies hilft nicht nur dabei, aktuelle Missstände aufzudecken, sondern ermöglicht es auch, potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren und langfristige Verbesserungen anzustoßen.

Der Management-System-basierte Ansatz untersucht vier Schlüsselbereiche:

  • Richtlinien und Verfahren: Unternehmen müssen nachweisen, dass sie formalisierte Richtlinien und Verfahren implementiert haben, die gewährleisten, dass die Arbeitsplatzanforderungen erfüllt werden. Dies umfasst klare Verantwortlichkeiten sowie Systeme zur Überwachung und Verbesserung der Verfahren.
  • Ressourcenzuordnung: Ein verantwortlicher Manager mit entsprechender Autorität und Ressourcen muss für die Umsetzung dieser Verfahren benannt werden. Dies stellt sicher, dass die Anforderungen nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis erfüllt werden können.
  • Kommunikation und Schulung: Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle relevanten Mitarbeitenden über die Richtlinien und Verfahren informiert sind und entsprechend geschult werden. Dies fördert das Verständnis und die Einhaltung der Anforderungen auf allen Ebenen.
  • Überwachung und Dokumentation: Effektive Systeme zur Überwachung der Einhaltung der Richtlinien sind erforderlich, um sicherzustellen, dass Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden. Unternehmen müssen regelmäßig überprüfen, ob ihre Verfahren den gewünschten Effekt erzielen, und diese bei Bedarf anpassen.

Jeder dieser vier Bereiche wird im Rahmen des Audits bewertet, wobei vier Reifegrade zum Einsatz kommen: „Nicht behandelt“, „Fundamentale Verbesserungen erforderlich“, „Einige Verbesserungen empfohlen“ und „Robustes Management-System“.

3. Neue Art der Feststellung: „Collaborative Action Required“

Eine weitere Neuerung in SMETA 7.0 ist die Einführung der Feststellung „Collaborative Action Required“. Die Feststellung wird erhoben, wenn ein Standort bestimmte Anforderungen nicht erfüllt, die jedoch nicht nur durch den Lieferanten allein gelöst werden können. Diese neue Art der Feststellung betrifft lediglich vier Bereiche des SMETA Audits: Existenzsichernde Löhne, verantwortungsbewusste Rekrutierung, Kinderarbeit und Diskriminierung. Lediglich unter diesen Arbeitsplatzanforderungen kann „Collaborative Action Required“ adressiert werden.

Bei dieser Art der Feststellung ist die Zusammenarbeit zwischen Lieferant und Käufer entscheidend, um eine Lösung zu finden. Auch externe Akteure wie Drittanbieter von Arbeitskräften, lokale NGOs oder Gewerkschaften können eingebunden werden, um nachhaltige Verbesserungen sicherzustellen. Da es sich hierbei um komplexe Themen handelt, gibt es keine festgelegte Frist zur Behebung, sondern der Fokus liegt auf einer kollaborativen Lösungsfindung.

 

4. Nach Gender aufgeschlüsselte Daten

Ein weiterer Fortschritt in SMETA 7.0 ist die Einführung von genderdifferenzierten Daten. Diese Neuerung ermöglicht es Unternehmen, Daten nicht nur nach den Kategorien „männlich“ und „weiblich“ zu erheben, sondern auch eine differenziertere Betrachtung der Genderverteilung am Arbeitsplatz vorzunehmen. Dies bietet eine wertvolle Grundlage, um bestehende Ungleichheiten besser zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit zu ergreifen.

 

Änderungen im SMETA-Bericht und der CAPR-Berichterstattung

Mit SMETA 7.0 wurden auch wichtige Änderungen in der Berichterstattung vorgenommen. Die Auditberichte bieten nun eine umfassendere Zusammenfassung der Ergebnisse, wobei die Ergebnisse nach jedem einzelnen Arbeitsplatzanforderungsbereich zusammengefasst werden. Dies gibt Unternehmen und Auditoren eine klare Vorstellung davon, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht.

Darüber hinaus enthält der CAPR-Bericht (Corrective Action Plan Report) nun eine spezifische Anleitung zu den nächsten Schritten, die nach Einreichung des Berichts zu unternehmen sind. Dies soll sicherstellen, dass die Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Praktiken umsetzen können.

Was hat sich nicht geändert?

Trotz der umfangreichen Neuerungen in SMETA 7.0 bleiben einige Kernbestandteile des Auditprozesses unverändert:

  • Der ETI Base Code bleibt die Grundlage der SMETA-Methodologie.
  • Audits können weiterhin als 2-Säulen-Audit (Arbeitsstandards und Gesundheit und Sicherheit) oder als 4-Säulen-Audit (Arbeitsstandards, Gesundheit und Sicherheit, Umwelt und Unternehmensethik) durchgeführt werden.
  • Der sektorübergreifende Ansatz von SMETA bleibt bestehen, sodass die Methodologie in verschiedenen Industrien angewendet werden kann.
  • Die verschiedenen Audittypen (angekündigt, halb-angekündigt und unangekündigt) bleiben ebenfalls erhalten.

 

Fazit

Mit der Einführung von SMETA 7.0 stellt Sedex eine deutlich tiefere und systematischere Methodologie bereit, die Unternehmen und Lieferanten eine langfristige Verbesserung ihrer ethischen Standards ermöglicht. Die neuen Maßnahmen, insbesondere der Management-System-basierte Ansatz und die kollaborative Problemlösung, bieten einen klaren Weg, um über die Erfüllung der grundlegenden Standards hinauszugehen und nachhaltige Verbesserungen in den Lieferketten zu erreichen.

Unternehmen, die SMETA 7.0 umsetzen, profitieren nicht nur von einer besseren Compliance, sondern auch von einer verbesserten Reputation und erhöhten Wettbewerbsfähigkeit. Die neuen Anforderungen unterstützen Unternehmen dabei, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und kontinuierliche Verbesserungen umzusetzen – ein wichtiger Schritt zur Förderung nachhaltiger und ethischer Lieferketten.

 

Wie die DQS Sie unterstützen kann

Die DQS ist ein von Sedex zugelassenes Prüfungsunternehmen und Mitglied der APSCA-Initiative. Unsere Auditorinnen und Auditoren sind branchenerfahrene Experten mit Einblick in die lokalen Märkte. Gerne sind wir Ihr Partner für ein SEDEX Audit. Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen oder um künftige Projekte zu besprechen.

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Autor
Ana Ro­dri­guez Castro

Als SME­TA-Ex­per­tin hat sie sich auf die Durchführung um­fas­sen­der sozialer Audits und die Überwachung tech­ni­scher Prüfungen spe­zia­li­siert. Sie hat einen Ab­schluss in Um­welt­wis­sen­schaf­ten sowie einen Master in Prävention von Ar­beits­ri­si­ken und einen weiteren Master in Ma­nage­ment­sys­tem-Au­dits. Nach ihrem Einstieg in die Bau­in­dus­trie spe­zia­li­sier­te sie sich auf soziale Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tung und prüft derzeit alle Arten von Bran­chen, wobei sie als Expertin für ESG ins­be­son­de­re den Le­bens­mit­tel- und Tex­til­sek­tor her­vor­hebt.

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