Wie kann sich das Qualitätsmanagement in der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on be­haup­ten, um ein im­puls­star­ker Partner für Pro­duk­ti­on und Dienst­leis­tung zu bleiben? Im Raum stehen gleich mehrere Fragen: Welche Aus­wir­kun­gen hat die Di­gi­ta­li­sie­rung auf das Qualitätsmanagement? Wie wirken Me­ga­trends wie künstliche In­tel­li­genz? Auch die na­tio­na­le und EU-Ge­setz­ge­bung ist im Kontext Di­gi­ta­li­sie­rung und Cy­ber­si­cher­heit nicht untätig ge­blie­ben. Wie also muss ein ef­fek­ti­ves Qualitätsmanagement in einer di­gi­ta­li­sier­ten Welt auf­ge­stellt sein?

Digitale Transformation: Ein kontinuierlicher Wandel

Digitale Transformation ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern gelebte Realität. Sie entwickelt sich stetig weiter, angetrieben durch neue Technologien, die in immer kürzeren Zyklen auf den Markt kommen. Jede Innovation ebnet den Weg für weitere Entwicklungen, wodurch sich Anforderungen, wirksames Prozessmanagement und Verantwortlichkeiten kontinuierlich wandeln. Auch das klassische Qualitätsmanagement steht in diesem Umfeld vor neuen Herausforderungen und Möglichkeiten.

Bedeutet das, dass Unternehmen der digitalen Dynamik ausgeliefert sind? Nein. Doch wir müssen uns aktiv mit den richtigen Fragen auseinandersetzen und Lösungen dafür finden. Nur dann kann sich das Qualitätsmanagement im Kontext der internationalen Norm DIN EN ISO 9001 – und auch der anstehenden Revision von ISO 9001 – den anhaltenden Veränderungen stellen, um weiterhin eine treibende Kraft in Industrie, Produktion und Dienstleistung zu sein und Verpflichtungen gegenüber Kunden und Interessierten Parteien nachzukommen.

 

Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung im Qualitätsmanagement

Die Grundprinzipien des Qualitätsmanagements bleiben bestehen: Kundenanforderungen sowie gesetzliche und behördliche Vorgaben zu erfüllen. Doch der digitale Wandel erfordert zusätzliche Kompetenzen auf allen Ebenen – von der obersten Leitung über das mittlere Management und Führungskräfte bis hin zu Mitarbeitenden. 

Drei zentrale Stärken sind dabei entscheidend:

Erstens, die kontinuierliche Weiterentwicklung von Kompetenzen und Wissen als Schlüsselfaktor für die Zukunft des Qualitätsmanagements. Dies umfasst das Wissen über neue digitale Technologien, deren Auswirkungen auf Prozesse und Qualitätsmanagementsysteme sowie den Umgang mit Informations- und Datenqualität.

Zweitens, die notwendige Flexibilität, um sowohl bewährte Qualitätsprinzipien beizubehalten als auch neue Methoden und Anforderungen zu integrieren.

Drittens, eine professionelle Herangehensweise an den digitalen Wandel, die nicht durch passives Abwarten, sondern durch proaktives Handeln und die Integration neuer Technologien und Prozesse geprägt ist.

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ISO 9001 und ISO 27001 in Zeiten der Di­gi­ta­li­sie­rung

Die Schnel­lig­keit von In­for­ma­tio­nen in der Ver­tei­lung und Ver­ar­bei­tung stellt heute eine große Her­aus­for­de­rung in Or­ga­ni­sa­tio­nen dar. Verfügbarkeit, Integrität und Ver­trau­lich­keit rücken in einer di­gi­ta­len Welt immer stärker in den Vor­der­grund. Doch mit zu­neh­men­dem Grad der Verfügbarkeit nimmt die Si­cher­heit der In­for­ma­tio­nen ab, sofern keine angemesse­nen Schutzmaßnahmen ge­trof­fen werden. ISO 27001 kann die Lösung sein.

Digitale Trends und ihre Auswirkungen auf das Qualitätsmanagement

Wer den Wandel mitgestalten will, muss die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen identifizieren und Antworten und Lösungen darauf finden. Relevante Themen sind beispielsweise die zunehmende Individualisierung von Produkten, die immer stärkere Verzahnung von Produktion und Dienstleistung sowie die enge Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Prozesse. Ebenso spielen die Nutzung neuer Technologien und Arbeitsmethoden, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sowie regulatorische Anforderungen wie die NIS2-Richtlinie eine entscheidende Rolle.

 

Innovationsbooster Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz revolutioniert die digitale Landschaft auch im Qualitätsmanagement erheblich, indem sie dabei unterstützt, große Datenmengen in Echtzeit zu analysieren, Muster zu erkennen und potenziell proaktive Maßnahmen einzuleiten. Sie bietet die Möglichkeit, Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und das Qualitätsmanagement zu unterstützen, etwa durch frühzeitige Identifikation von Qualitätsrisiken und die Förderung kontinuierlicher Verbesserungen. Durch die Integration von KI in bestehende Systeme können Entscheidungsprozesse teilweise automatisiert und innovative Lösungsansätze entwickelt werden. So kann die Implementierung von KI im Unternehmen dabei helfen, agiler und wettbewerbsfähiger zu bleiben.

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DQS Academy

KI im Au­di­to­ren­all­tag – ein erster Einstieg

Unser Work­shop ver­mit­telt Ihnen sinn­vol­les Wissen über KI-Werkzeuge für interne Audits und bietet einen prak­ti­schen Einstieg in das Thema mit kon­kre­ten Vorschlägen zu Werk­zeu­gen und deren Einsatz in kon­kre­ten Ar­beits­si­tua­tio­nen.

Regulatorische Anforderungen in der digitalen Transformation

Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Qualitätsmanagement entstehen nicht nur technische Herausforderungen. Es erwachsen zunehmende auch gesetzliche Anforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Das kann etwa die dokumentierte Information betreffen, die in Unternehmen zunehmend digital, wenn nicht sogar in der Cloud abgebildet wird. Dasselbe kann für den Kontext der Organisation zutreffen und die Frage, welche Anforderungen interessierte Parteien bei Datenschutz und Informationssicherheit haben.

Auf einmal treten also neue gesetzgeberische Regelungen in den Vordergrund, wie die NIS2-Richtlinie (NIS2Um­suCG), die darauf abzielt, die Cybersicherheit zu stärken und Unternehmen zu höheren IT-Sicherheitsstandards zu verpflichten. Diese regulatorischen Anforderungen erfordern es, bestehende Prozesse zu überprüfen und anzupassen, um sowohl die gesetzlichen Vorgaben als auch die Effizienz in einer digitalisierten Umgebung sicherzustellen. 

Die proaktive Integration solcher Compliance-Anforderungen stärkt das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern und kann das Qualitätsmanagement als strategischen Impulsgeber in der digitalen Transformation in Sachen Datenschutz und Sicherheit der IT-Systeme positionieren.

 

Qualitätsmanagement als Treiber der Digitalisierung

Das Qualitätsmanagement kann in dieser Entwicklung vielfältige Beiträge leisten und sich als wertschöpfender Partner positionieren. Dazu gehören unter anderem die Sicherstellung der Datenqualität sowie die Analyse und Prognose von Daten, die Automatisierung und Digitalisierung von Qualitätssicherungsprozessen sowie die Optimierung der vernetzten Zusammenarbeit. Hinzu kommt die Vorreiterrolle des Qualitätsmanagements bei agilem Mindset, agilem Arbeiten und der Nutzung agiler Methoden.

Agiles Qua­li­täts­ma­na­ge­ment im Über­blick

Die In­te­gra­ti­on von Agilität in Ihr Qualitätsmanagement bedeutet nicht die Abkehr von bewährten Ma­nage­ment­prak­ti­ken. Im Ge­gen­teil: Es wird eine Synthese an­ge­strebt, bei der sich beides ergänzt, um Or­ga­ni­sa­tio­nen zu ermöglichen, in einer un­si­che­ren und dy­na­mi­schen Umgebung er­folg­reich zu sein. Entgegen dem Mythos, dass Agilität und Qualität sich ge­gen­sei­tig ausschließen, zeigt die Praxis, dass eine agile Her­an­ge­hens­wei­se das Qualitätsmanagement tatsächlich ver­bes­sern kann.

von Dr. Wilhelm Griga, Senior Quality Manager bei Siemens AG Digital In­dus­tries

Qualitätsmanagementbeauftragte sollten in der digitalen Transformation eine Vorreiterrolle einnehmen und nicht als Nachzügler agieren. Ihre Expertise in Prozessmanagement und kontinuierlicher Verbesserung qualifiziert sie ideal, um agile Methoden sowie innovative Technologien wie künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement aktiv zu begleiten und voranzutreiben.

Und eines noch, ganz und gar nicht am Rande zu sehen: Auch in der digitalisierten Welt bleibt der menschliche Auditor unersetzlich. Sein Wissen, seine emotionale Intelligenz und sein Verständnis für die Auswirkungen der Digitalisierung sind entscheidend für die Qualität von Audits – von der Managementbewertung bis hin zur Zertifizierung.

 

Fazit: Digitalisierung im Qualitätsmanagement

Die digitale Transformation ist längst gelebte Realität und stellt das Qualitätsmanagement, aber auch das Management der Organisation vor vielfältige Herausforderungen. Gefragt sind Lösungen von der Integration neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz bis hin zur Einhaltung immer komplexerer regulatorischer Anforderungen. Dabei bleibt die kontinuierliche Weiterentwicklung von Kompetenzen und des Prozessmanagements zentral. 

Qualitätsmanager spielen eine Schlüsselrolle, indem sie nicht nur bestehende Qualitätsmanagementsysteme anpassen, sondern auch proaktiv neue Wege gehen, um Effizienz und Agilität zu fördern. Gerade die Fähigkeit, kritische Fragen zu stellen und den Wandel aktiv zu begleiten, ist essenziell, um sowohl technische als auch gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. So trägt digitales Qualitätsmanagement nachhaltig dazu bei, Unternehmen zukunftssicher aufzustellen und den Erfolg in einer digitalisierten Welt zu sichern.

Und zum Schluss: Ganz und gar nicht ausgenommen von dieser Entwicklung und den Erfordernissen neue Themen in der Digitalisierung zu bewältigen, sind auch andere Managementsysteme wie ISO 14001 für Umweltmanagement, ISO 50001 für Energiemanagement oder etwa ISO/IEC 27001 für Informationssicherheits-Managementsysteme.

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Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
Nadja Götz

Pro­dukt­ma­na­ge­rin ISO 9001 sowie DQS-Expertin für Ge­sund­heits­ma­nage­ment­sys­te­me und BSI-KRITIS-Prüfungen, Au­di­to­rin und Pro­dukt­ma­na­ge­rin für diverse Qualitätsstandards der Re­ha­bi­li­ta­ti­on sowie der stationären und am­bu­lan­ten Ver­sor­gung.

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Qua­li­täts­ma­nage­ment im Mit­tel­stand: Erwin Halder KG