Einer der wich­tigs­ten Aspekte beim Aufbau eines ISO 13485-kon­for­men Qualitätsmanagementsystems ist die Ver­wal­tung und Ent­wick­lung nach­hal­ti­ger Be­zie­hun­gen zu Ihren Lie­fe­ran­ten. Die Veröffentlichung der ISO 13485:2016 hat die Be­deu­tung der Kon­trol­le der Lie­fer­ket­te für Her­stel­ler von Me­di­zin­pro­duk­ten un­ter­stri­chen, wie im Ab­schnitt über den Einkauf (7.4) dar­ge­legt. Ein solides Lie­fe­ran­ten­ma­nage­ment ist für die Ein­hal­tung der ISO 13485 unerlässlich und gehört neben der Do­ku­men­ten­len­kung und dem Ri­si­ko­ma­nage­ment zu den ersten Pro­zes­sen, die Sie beim Aufbau Ihres Qualitätsmanagementsystems berücksichtigen sollten.
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Warum sind Lieferantenmanagement und -kontrolle wichtig?

Ein effektives Lieferantenmanagement sichert die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit Ihres Unternehmens und untermauert die Qualität Ihrer Produkte. Ihre Komponenten und damit Ihre Zulieferer haben Einfluss auf die Leistung und die Sicherheitsrisiken, die mit Ihren Produkten verbunden sind. Gesetzliche Hersteller sind auf die Zuverlässigkeit ihrer Zulieferer angewiesen, um ihre Risiken zu managen und die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten. Anbieter von Komponenten und Dienstleistungen sind auf Zulieferer angewiesen, um eine erfolgreiche Lieferkette aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Wenn die Lieferanten versagen - entweder weil sie nicht in der Lage sind zu liefern oder weil sie minderwertige Produkte liefern - sind die Abhilfemaßnahmen kostspielig und können sich verheerend auf die Marke und den Umsatz auswirken.

Der Aufbau enger Beziehungen zu den Lieferanten ist der Schlüssel zu einem effizienten Lieferantenmanagement im Unternehmen. Die DQS empfiehlt Unternehmen die folgenden Schritte und Tipps, um für beide Seiten vorteilhafte Lieferantenbeziehungen aufzubauen, die der ISO 13485 entsprechen und die Unternehmenssicherheit unterstützen:

1. Das Mind­set

Der Aufbau lang­fris­ti­ger Be­zie­hun­gen zu Ihren Lie­fe­ran­ten ist ent­schei­dend für die In­te­gra­ti­on von Pro­duk­ten in das Ökosystem Ihrer Lie­fer­ket­te, die mit Ihren Qualitätszielen übereinstimmen. Kurz­fris­ti­ge Vorteile müssen mit lang­fris­ti­gen stra­te­gi­schen Zielen in Einklang gebracht werden, um ein höheres Maß an En­ga­ge­ment für Qualität sowohl bei Ihren Lie­fe­ran­ten als auch bei Ihnen zu gewährleisten. Daher ist es wichtig, eine lang­fris­ti­ge Vision zu ent­wi­ckeln, die alle Partner in der Lie­fer­ket­te ein­be­zieht, und eine Part­ner­schafts­kul­tur zu schaf­fen, von der alle Be­tei­lig­ten pro­fi­tie­ren.

2. Qualitätsvereinbarungen

Die ge­setz­li­chen Her­stel­ler von Me­di­zin­pro­duk­ten tragen die letzte Ver­ant­wor­tung für ihre Pro­duk­te. Sie sind ih­rer­seits auf die gleich­blei­ben­de Qualität der von ihren Zu­lie­fe­rern ge­lie­fer­ten Kom­po­nen­ten und Dienst­leis­tun­gen an­ge­wie­sen, und die Zu­lie­fe­rer ver­las­sen sich auf ihre eigenen Zu­lie­fe­rer. Qualitätsvereinbarungen mit den Lie­fe­ran­ten zeigen, in welchem Maße Sie jeden Aspekt der Lie­fer­ket­te kon­trol­lie­ren. Was ist eine Qualitätsvereinbarung mit Lie­fe­ran­ten? Eine Qualitätsvereinbarung mit dem Lie­fe­ran­ten schafft einen Rahmen, in dem die Er­war­tun­gen beider Parteien fest­ge­legt werden. Die Ver­ein­ba­rung kann Fol­gen­des beinhalten:

  • Zuständigkeiten, Pflich­ten und Dauer der Vereinbarung.
  • Klärung und De­fi­ni­ti­on von Schlüsselbegriffen, die in der Ver­ein­ba­rung ver­wen­det wer­den.
  • Do­ku­men­te, die Ihnen von den Lie­fe­ran­ten zur Verfügung gestellt werden müssen, einschließlich Auf­zeich­nun­gen für jede Pro­dukt­char­ge, alle verfügbaren Formen von Zer­ti­fi­zie­run­gen usw.
  • Qualitätskontrollen für die Produkte und Pro­zes­se, einschließlich Kri­te­ri­en für die Pro­dukt­va­li­die­rung, was und wie die End­kon­trol­le durchgeführt werden soll usw.
  • Ver­pflich­tung des Lie­fe­ran­ten, Sie über alle vor­ge­schla­ge­nen Produkt- oder Prozessänderungen zu in­for­mie­ren, bevor diese um­ge­setzt werden, oder die For­de­rung nach Ihrer schrift­li­chen Ge­neh­mi­gung, bevor die Änderungen um­ge­setzt wer­den.
  • Kla­re An­wei­sun­gen, wie Änderungen an jede Partei wei­ter­ge­ge­ben werden sol­len.
  • Stra­te­gie für den Umgang mit Un­ter­su­chun­gen zu Korrektur-/Vorbeugungsmaßnahmen (CA­PA).
  • An­for­de­run­gen für Be­su­che/Au­dits durch Ihre Or­ga­ni­sa­ti­on oder eine Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le oder Aufsichtsbehörde.
  • Richtlinien für die Be­en­di­gung, einschließlich klarer An­for­de­run­gen und Be­din­gun­gen.

Die Qualitätsvereinbarung kann ein wich­ti­ges In­stru­ment sein, um po­ten­zi­el­le Lie­fe­ran­ten zu filtern und si­cher­zu­stel­len, dass die ausgewählten Lie­fe­ran­ten für die Qualität ver­ant­wort­lich gemacht werden können.

3. Überwachung und Audits

Ei­ne Kern­an­for­de­rung der ISO 13485, Kapitel 7.4, ist die Not­wen­dig­keit einer kon­ti­nu­ier­li­chen Überwachung und Be­wer­tung der Leistung Ihrer Lie­fe­ran­ten. Die Fest­le­gung klarer Maßstäbe im Voraus hilft den Lie­fe­ran­ten, genau zu ver­ste­hen, wie ihre Leistung bewertet wird und ob Leis­tungs­da­ten oder Lie­fe­ran­ten­au­dits ver­wen­det werden. Zu den Leis­tungs­da­ten können gehören:

 

1. Lie­fer­ter­mi­ne und -mengen, zum Bei­spiel:

- Pünktliche Lie­fer­ra­te**: % der pünktlich ge­lie­fer­ten Be­stel­lun­gen.

- Auftragserfüllungsrate**: % der vollständig ge­lie­fer­ten Aufträge.

2. Pro­dukt­in­spek­ti­ons­be­richt wie:

- In­spec­tion Pass Rate: % der Pro­duk­te, die die erste In­spek­ti­on be­stehen.

- De­fekt­dich­te: Defekte pro geprüfter Ein­heit.

3. Nichtkonformität der Produkte von Zu­lie­fe­rern:

- Nichtkonformitätsrate: % der er­hal­te­nen nicht kon­for­men Pro­duk­te.

- Kosten für schlech­te Qualität (COPQ): Ge­samt­kos­ten der Nichtkonformität.

4. Audits von Dritt­an­bie­tern, zum Bei­spiel:

- Au­dit-Be­stands­quo­te**: Pro­zent­satz der Audits, die ohne größere Be­an­stan­dun­gen be­stan­den wur­den.

- Anzahl größerer/geringerer Be­an­stan­dun­gen: Summe der größeren und klei­ne­ren Fest­stel­lun­gen.

5. Kun­den­be­wer­tun­gen und -re­zen­sio­nen:

- Kun­den­zu­frie­den­heits­wert (CSAT): Durch­schnitt­li­che Kun­den­be­wer­tung.

- Re­kla­ma­ti­ons­ra­te: Anzahl der Kun­den­be­schwer­den pro ver­kauf­ter Einheit.

 

Die fest­ge­leg­ten Kenn­zah­len helfen Ihnen, Prioritäten und Häufigkeit der Lieferantenüberwachung fest­zu­le­gen. Es kann hilf­reich sein, ein internes Score­board oder einen Be­wer­tungs­bo­gen ein­zu­rich­ten, um die Leistung der ein­zel­nen Lie­fe­ran­ten zu ver­fol­gen und die Überwachung auf der Grund­la­ge der bis­he­ri­gen Ein­hal­tung der Vor­schrif­ten an­zu­pas­sen. Für Ihre Lie­fe­ran­ten kann es von Vorteil sein, wenn Sie ihnen das Feedback zu Ihren Be­wer­tun­gen zukommen lassen, denn der Nachweis einer zuverlässigen, guten Leistung hilft ihnen, ihre internen Prozesse zu ver­bes­sern und sich weitere Aufträge zu si­chern.

4. Lie­fe­ran­tenleis­tun­gen anerkennen

Schließlich ist die An­er­ken­nung und Be­loh­nung von Lie­fe­ran­ten, die die Er­war­tun­gen kon­se­quent erfüllen oder übertreffen, der Schlüssel zur Ent­wick­lung nach­hal­ti­ger Part­ner­schaf­ten. Dazu kann die Gewährung des Status eines be­vor­zug­ten Lie­fe­ran­ten, das Angebot fi­nan­zi­el­ler Anreize oder die öffentliche An­er­ken­nung gehören. Die Schaf­fung po­si­ti­ver, mensch­li­cher und persönlicher Ver­bin­dun­gen in­ner­halb der Or­ga­ni­sa­ti­on fördert stärkere Bin­dun­gen und führt zu ro­bus­te­ren Part­ner­schaf­ten!

ISO 13485 Zer­ti­fi­zie­rung

Sie wissen nicht, wo Sie mit Ihrer ISO 13485 Zer­ti­fi­zie­rung beginnen sollen? Setzen Sie sich mit uns in Ver­bin­dung, wenn Sie weitere Whitepaper und Leitfäden zur Unterstützung der Einführung Ihres Qualitätsmanagementsystems oder ein un­ver­bind­li­ches Angebot für Konformitätsbewertungen und Zer­ti­fi­zie­rungs­diens­te benötigen.

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Autor
Andy Chiou

Andy Chiou ist Vizepräsident des Pro­gramms für Me­di­zin­pro­duk­te DQS Taiwan. Er hat einen Exe­cu­ti­ve Master of Business Ad­mi­nis­tra­ti­on (EMBA) der National Cheng Kung Uni­ver­si­ty und arbeitet seit über 30 Jahren für Un­der­wri­ters La­bo­ra­to­ries (UL) als Senior Field Rep und DQS Taiwan Inc als Vizepräsident/Senior Lead Auditor. Andy hat seit 1988 an zahl­rei­chen Si­cher­heits­in­spek­tio­nen von Me­di­zin­pro­duk­ten und Qualitätsmanagementsystemen teil­ge­nom­men, darunter ak­ti­ve/nicht aktive Me­di­zin­pro­duk­te, Ste­ri­li­sa­ti­ons­ver­fah­ren für Me­di­zin­pro­duk­te und In-vi­tro-Dia­gnos­ti­ka (IVD).

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