Vom 11. bis 24. November 2024 fand in Baku (Aserbaidschan) die 29. UN-Klimakonferenz statt (kurz: COP29). Das Hauptaugenmerk lag dieses Mal auf der Finanzierung von Klimaschutzzielen in den vom Klimawandel stark betroffenen Ländern des globalen Südens, die von den Industrienationen als Hauptverursacher der THG-Emissionen getragen werden soll. Der geschätzte Bedarf liegt bei jährlich 1,3 Billionen US-Dollar – am Ende kamen lediglich 300 Milliarden pro Jahr zusammen.
Die Erwartungen an die COP 29 waren von Anfang an gedämpft: Aserbaidschan gehört zu jenen Ländern, die sich praktisch ausschließlich über die Förderung und den Export fossiler Brennstoffe finanzieren. Immerhin soll aber die Erzeugung erneuerbarer Energien zur industriellen und privaten Nutzung im Land ausgebaut werden. Angesichts des Einflusses der Öl und Gas exportierenden Länder lag es auf der Hand, dass ein Finanzierungs-Beschluss, der den Bedarf auch nur einigermaßen abdeckt, bereits im Vorfeld als unwahrscheinlich schien.
Die Abwesenheit potenzieller Gebernationen wie China (mit rund 30 % immerhin globaler Hauptverursacher von THG-Emissionen und ohnehin ablehnend, was finanzielle Hilfen anbelangt) und die USA (14 %), tat ihr Übriges. Deutschland (1,8 %) kündigte an, insgesamt 60 Millionen Euro zum Klimaanpassungsfonds beizusteuern.
1,5-Grad-Ziel kaum noch zu halten
Nun sind die über einen Zeitraum bis 2035 aufzubringenden 300 Milliarden Dollar – ein Kompromiss, auf den man sich erst in der Verlängerung der Konferenz einigen konnte – kein Pappenstiel. Letztendlich ist es aber nicht einmal ein Viertel des tatsächlichen Bedarfes, um auch nur die wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels bzw. zur Anpassung an dessen Folgen ergreifen zu können. Ansonsten wurde viel diskutiert, erneut auch die bei der COP28 angedachte Abkehr von Kohle, Öl und Gas bis 2030, was sich im Abschlussdokument allerdings nicht wiederfand.
Eines der wenigen greifbaren Ergebnisse der UN-Klimakonferenz betraf den Emissionshandel: Es soll nun möglich sein, Emissionsminderungen von einem Land auf ein anderes zu übertragen, statt wie bisher nur von Unternehmen zu Unternehmen. Industriestaaten können in der Folge etwa Baumpflanzprojekte im globalen Süden unterstützen, was letztlich auf die eigenen Emissionsziele angerechnet werden kann – ein Handel, der großen Erfolgsrisiken unterliegt und in Summe nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sein könnte. Dies alles vor dem Hintergrund, dass das vielbeschworene 1,5-Grad-Ziel, aufgestellt im Jahr 2015 bei der COP21 in Paris, nach übereinstimmender Einschätzung führender Wissenschaftler kaum mehr zu halten ist.
Unabhängig vom Ausgang des Klimagipfels steht natürlich außer Frage, dass es sich lohnt, Bemühungen zum Einhalt des Klimawandels auch jenseits staatlicher Geldquellen zu forcieren. Vor allem die Wirtschaft könnte einen noch wesentlich größeren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten, wenn sie sich mit mehr Nachdruck und gezielter um die Reduzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen (THG-Emissionen) bemühen würde – Anreize gibt es durchaus.
Emissionshandel als zweite Wahl
Verantwortungsvolle Unternehmen sind bereits aktiv: Sie erstellen THG-Bilanzen und CO2-Fußabrücke, implementieren Energiemanagementsysteme oder Umweltmanagementsysteme und können mit Blick auf den Klimawandel zählbare Erfolge vorweisen. Dabei geht es grundsätzlich darum, THG-Emissionen spürbar zurückzufahren und in den Handel mit CO2-Zertifikaten aus den gesetzlich ungeregelten (freiwilligen) Märkten erst dann einzusteigen, wenn die eigenen Möglichkeiten der Emissions-Reduzierung restlos erschöpft sind.
Der Emissionshandel bietet zwar für alle Beteiligten einschließlich dem gefährdeten Weltklima eine Reihe von Vorteilen, allerdings mit einigen, nicht unwesentlichen Einschränkungen:
- Schwankung der CO2-Preise: Etwa in Krisenzeiten können die Preise für Zertifikate stark fallen, mit der Folge, dass der Anreiz zum Einsatz emissionsarmer Technik ebenso stark zurückgeht.
- Ausschluss von Branchen: Die Landwirtschaft als nicht zu vernachlässigender THG-Emittent (vor allem Methan und Lachgas) kann nicht am Emissionshandel teilnehmen, was die Wirksamkeit des Instruments verringert.
- Kostenlose Ausgabe: Die Großindustrie profitierte lange von der Zuteilung kostenloser Emissionszertifikate, was Anreize zu gewinnbringendem Weiterverkauf bot, anstatt einen positiven Effekt auf das Klima auszulösen.
Nicht wenige Projekte, meist solche zur Schaffung vermeintlicher CO2-Senken, die eigentlich über den Kauf von Zertifikaten unterstützt werden sollen, halten nicht, was sie versprechen, oder sind aus anderen Gründen kritikwürdig. Das betrifft etwa die öffentlichkeitswirksame Pflanzung von Bäumen, die CO2 aus der Luft aufnehmen sollen, was aber mit Blick auf den Klimaschutz oft wirkungslos bleibt, weil die Projekte schlecht umgesetzt oder schlicht nicht weiterverfolgt werden. Solche Zertifikate sind dann noch nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind.
Managementsysteme als wirksame Werkzeuge gegen den Klimawandel
Die Implementierung und Zertifizierung von Managementsystemen, wie beispielsweise gemäß ISO 14001 für Umweltmanagement oder ISO 50001 für Energiemanagement, bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile und ist mit Blick auf den Klimawandel die erste Wahl. Beide Normen helfen Unternehmen nicht nur dabei, das Emissionsproblem direkt an der Quelle zu bekämpfen, sondern bieten auch eine strukturierte Vorgehensweise zur kontinuierlichen Verbesserung der Umwelt- und Energieeffizienz. Der nicht zertifizierbare Leitfaden ISO 50005 ist besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wertvoll, da er einen schrittweisen Einstieg in das Energiemanagement ermöglicht.
Zusätzlich zur Implementierung von Managementsystemen ist der Einsatz geeigneter Werkzeuge von entscheidender Bedeutung. So ermöglicht beispielsweise die Anwendung der internationalen Norm ISO 14064-1 oder des Greenhouse Gas Protocol (GHG) die Erstellung detaillierter Treibhausgasbilanzen, die Transparenz schaffen und als Grundlage für gezielte Reduktionsmaßnahmen dienen. Ebenso bietet ISO 14044 eine Methode zur Erstellung von Ökobilanzen, die Unternehmen dabei unterstützt, die Umweltauswirkungen ihrer Produkte über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu bewerten und zu optimieren.
Whitepaper Treibhausgase
UNSER LESETIPP
In unserem kostenfreien Whitepaper stellen wir Ihnen die Kapitel 4 bis 10 der Spezifikation DIN EN ISO 14064-1 einzeln vor. Vor allem die Kapitel 5 und 6 können mit Blick auf die Erstellung einer THG-Bilanz zwar nicht als vollumfängliche Anleitung, aber doch als aufeinanderfolgende Schritte verstanden werden.
Mit Blick auf eine zeitnah und auf Sicht wirksame Reduzierung von THG-Emissionen besonders im produzierenden Gewerbe ist die Einführung und Zertifizierung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001 oder auch nach ISO 50005 die Wahl der Stunde. Das Hauptziel, das mit der Anwendung der beiden Regelwerke verbunden ist, ist die Steigerung der Energieeffizienz und die Reduzierung des Energieverbrauchs.
ISO-Amendments beziehen Klimawandel ein
Mit der Veröffentlichung zweier ISO-Amendments im Frühjahr 2024, hat der Klimawandel nun auch Einzug in die Welt der ISO-Managementsystemnormen gehalten. Unternehmen müssen nun, wenn sie zertifizierte Normanwender sind, die Auswirkungen ihres Wirtschaftens auf den Klimawandel im Rahmen ihres Kontextes beachten und ferner berücksichtigen, welche Erwartungen und Bedürfnisse ihre interessierten Parteien zu diesem Thema haben.
Neue ISO-Anforderungen zum Klimawandel
UNSER LESETIPP
Unternehmen sind gefordert, die Relevanz der Risiken des Klimawandels im Rahmen ihrer organisatorischen Kontextanalyse und der Erwartungen ihrer interessierten Parteien zu bewerten.
Das bedeutet zum Beispiel, dass – neben effizienteren und verbrauchsärmeren Produktionsprozessen – nun endlich auch der Einsatz erneuerbarer Energien verstärkt zum Tragen kommen könnte, was bislang in keiner der Normen wirklich gefordert, sondern lediglich empfohlen wird.
Fazit zur UN-Klimakonferenz 2024
Die an der COP29 teilnehmenden Geberländer aus dem Pool der Industrienationen haben sich in einem Kompromiss auf eine Finanzierungssumme von 300 Milliarden US-Dollar einigen können, auf weniger als ein Viertel des tatsächlichen Bedarfes. Dieses nicht nur aus der Sicht der Länder des globalen Südens enttäuschende Ergebnis zeigt, dass jenseits staatlicher Hilfen privatwirtschaftliche Initiativen vor allem der Industrie gefragt sind.
Hier können zertifizierte Managementsysteme etwa nach ISO 50001, ISO 14001 und EMAS im Verbund mit ISO 14064-1 oder dem GHG Protocol eine bedeutende Rolle spielen. Auch nicht zertifzierbare Leitfäden wie etwa ISO 50005 zum phasenweisen Aufbau eines Energiemanagements sind hilfreich.