In den letzten Wochen haben sich mehrere EU-Mitgliedsstaaten zur Klimaneutralität bis 2050 bekannt. Dieses Ziel erfordert jedoch massive Investitionen. Um die Finanzierung klimafreundlicher Geschäftsaktivitäten zu fördern, setzt die EU auf die Entwicklung eines Green Bond Standards. Wie es an der Front aussieht, erfahren Sie in diesem Überblicksartikel.

12. Dezember 2015, an diesem Tag wurde das Pariser Klimaabkommen vereinbart. Es soll dafür Sorge tragen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt wird. Für die EU bedeutet der Vertrag eine Reduktion von 40% der Treibhausgasemissionen bis 2030. Um dieses Ziel zu erreichen, muss eine Investitionslücke von etwa 180 Milliarden Euro pro Jahr gefüllt werden, so die europäische Kommission. Sie können sich vorstellen, dass diese Summe nicht einfach über Nacht aufgetrieben werden kann.

Finanzierung der Nachhaltigkeitsziele

Um die Investitionslücke zu schließen, will und kann die EU nicht auf die öffentliche Hand alleine setzen. Aus diesem Grund sollen nun institutionelle Investoren dazu angeregt werden, Finanzströme in kohlenstoffarme und klimaresistente Projekte und Wirtschaftszweige zu leiten. Diese Ambition gehört zu den Hauptzielen des EU-Aktionsplan Sustainable Finance, der am 22. März 2018 veröffentlicht wurde. Eine der Prioritäten des Aktionsplans ist die „Entwicklung offizieller europäischer Sustainable Finance Standards, angefangen mit Green Bonds“. Mithilfe eines Expertenausschusses sollen die Eckpunkte eines möglichen EU Green Bond Standards ermittelt und in einem Bericht veröffentlicht werden.

EU Green Bond Standard: Der Bericht des Expertenausschusses

Im März 2019 veröffentlichte der Expertenausschuss einen Zwischenbericht und drei Monate später den Abschlussbericht. Der Bericht stellt den Inhalt des EU Green Bond Standards vor und erklärt, wie der EU GBS die Barrieren abbauen möchte, die im Moment noch die Entwicklungen am Green-Bond-Markt behindern. Zusätzlich wird beschrieben, wie der Standard seiner Funktion gerecht werden kann, Investitionen in grüne Projekte zu leiten. Darüber hinaus führt der Bericht aus, welche Anreize dafür sorgen können, die Menge an ausgegebenen Green Bonds zu erhöhen und wie sich das Zusammenspiel mit anderen Sustainable Finance Instrumenten im weiteren Kontext gestaltet. Die TEG hat bekannt gegeben, dass der EU GBS als freiwilliger Standard geplant ist, der auf der bestehenden Marktpraxis aufbaut und mit dieser kompatibel ist.

Die EU-Taxonomie

Wie bereits oben beschrieben soll der Green Bond Standard Finanzströme in kohlenstoffarme und klimaresistente Projekte und Wirtschaftszweige leiten. Aber wo zieht man die Grenze zwischen klimafreundlichen und nicht-klimafreundlichen Geschäftsaktivitäten? Hier kommt die EU-Taxonomy ins Spiel: zusammen mit dem Bericht veröffentlichte der Expertenausschuss den Taxonomy Technical Report, ein Klassifikationssystem das bestimmt, wie klimafreundlich einzelne Projekte und Aktivitäten sind. Im Wesentlichen ist die Taxonomie nichts anderes als eine Liste der Geschäftsaktivitäten, die zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen, wie z.B. emissionsarmer Transport, die Erzeugung erneuerbarer Energien, die Herstellung von Biokraftstoff, usw.

Prüfung von Green Bonds durch Externe Verifizierer

Um sicherzustellen, dass Green Bonds glaubwürdig sind, ist eine externe Prüfung Pflicht. Eine Akkreditierung für die externe Prüfung ist im Bericht vorgesehen. Als erfahrene Prüfinstanz verfolgen wir die Entwicklung mit großem Interesse.

Wie verhält sich der EU Green Bond Standard zur Climate Bonds Initiative?

Die EU-Taxonomie berücksichtigt bestehende Standards und Initiativen, wie die Climate Bonds Initiative. Das bedeutet, dass Anlagen, die etwa eine Climate Bonds Zertifizierung tragen, ohne größere Schwierigkeiten von der europäischen Initiative anerkannt werden sollen. Eine Climate Bonds Zertifizierung vereinfacht somit die Zertifizierung auf den EU Green Bonds Standard und gibt Emittenten die Möglichkeit, bereits vor Veröffentlichung des europäischen Standards die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen unter Beweis zu stellen. Eine doppelte Zertifizierung mit dem EU Green Bond Standard und der Climate Bonds Zertifizierung ist möglich.

Nächste Schritte

Die Berichte des Expertenausschusses sind Empfehlungen, die der europäischen Kommission übergeben wurden. Es ist zu erwarten, dass auf dieser Grundlage relativ kurzfristig ein europäischer Green Bond Standard entwickelt wird.

Autor
Constanze Illner

Constanze Illner (sie/ihr) ist Research und Kommunikationsbeauftragte im Bereich Nachhaltigkeit und Lebensmittelsicherheit. In dieser Position behält sie alle wichtigen Entwicklungen in diesem Zusammenhang im Auge und informiert unsere Kundschaft in einem monatlichen Newsletter. Außerdem moderiert sie die alljährliche Sustainability Heroes Konferenz.

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