Im Oktober 2019 wurde nach rund sieben Jahren das neue EFQM Modell 2020 veröffentlicht. Vorangegangen war eine lange, intensive Vorarbeit, um ausgehend von der Konzeption des Modells 2013 eine ganz neue Version des Modells zu erzeugen, welche den aktuellen Trends Rechnung trägt und den Unternehmen und Organisationen Impulse zur Bewältigung der Herausforderungen der Gegenwart gibt. Was also ändert sich mit der neuen Version 2020 konkret?

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Das kann ein Excellence-Modell leisten

Wenn man als Unternehmen über zahlreiche Zertifikate für Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, Informationssicherheit, Energiemanagement und fast beliebig viele weitere Themen besitzt, ist die Frage berechtigt, was denn jetzt bitte noch fehlt. Braucht es über Managementsystemnormen hinaus die Auseinandersetzung mit einem Excellence-Modell wie dem EFQM Modell 2020?

Durchaus, denn man muss sich bewusst machen, dass man mit den verschiedenen Ansätzen aus Managementsystemen nur Teilführungssysteme eines Unternehmens gestaltet.

Wenn es aber darum geht, Unternehmenserfolg und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, sind Normen wie etwa ISO 9001 für Qualitätsmanagement nicht die alleinigen Mittel. Denn das was jedes Unternehmen macht, kann nicht differenzierend sein. Unternehmenserfolg ist daher auch das Ergebnis eines langjährigen Lernprozesses, der dadurch entsteht, dass sich Unternehmen ihrer Schwachpunkte bewusst werden und beginnen, aktiv daran zu arbeiten.

 

Glücklich im Tal der Ahnungslosen – unbewusste Inkompetenz

Die meisten Unternehmen nutzen das Modell für Excellence nicht, weil sie den Sinn in der Anwendung nicht erkennen. Oft sind die Unternehmen von großer Zuversicht und Selbstvertrauen erfüllt. Man schaut auf Jahrzehnte lange Erfolgsgeschichten zurück – so wie Kodak…

Eine Erkenntnis der Anwender des EFQM Modells ist die, dass Unternehmen dann am stärksten gefährdet sind, wenn sie sich total ungefährdet fühlen. Das „Sitting Duck“-Prinzip führt dazu, dass diese Unternehmen in einer sich verändernden Wettbewerbslage so hilflos in ihr Verderben schliddern, ohne es rechtzeitig zu merken.

 

EFQM-Modell 2020: Der Lernprozess

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Mit der Analyse des Unternehmens beginnt man im EFQM Modell 2020, indem man die eigenen Vorgehensweisen und Strategien im Kontext der Themenkreise des Modells – es spricht von Haupt- und Teilkriterien – betrachtet. In der Regel findet dieser Lernprozess mit externer Begleitung u.a. in Form von Trainings statt. Denn es ist doppelt schwierig einen Kulturwandel zu bewerkstelligen, indem man eine selbstkritische Haltung einnimmt und gleichzeitig sich möglichst neutral Gedanken macht, welches Verbesserungspotenzial besteht, wenn man die Fähigkeit des Unternehmens betrachtet, im Kontext des eigenen Geschäftsmodells / Marktes erfolgreich zu sein.

 

EFQM 2020: Wandel auch im Modell

Nach EFQM 2013 fokussiert das neue EFQM Modell 2020 mehr auf die Veränderung der Organisationsstrukturen. Während noch die letzte Modellversion erheblich auf die Errungenschaften der letzten vier Jahre geschaut hat, richtet sich der Fokus des neuen Modells auf die Zukunft – Stichwort „Future Focus“. Doch: „Was ändert sich konkret mit der neuen Version 2020?“

Young woman with laptop and headphones taking an online class at her desk
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AuditEvolution 2024 - Intern Auditieren im Generationswechsel

AuditEvolution am 16.04.2024: der Kongress für alle, die interne Audits vorbereiten und durchführen.  Unsere erfahrenen DQS Auditoren geben ihr Wissen weiter, wenn es um die klassischen "Moments of Truth" geht, vom Management Audit bis zu den Kundenprozessen, von ungeliebten oder neuen Themen im Audit bis zu Tipps für Ihr erstes internes Audit – mit oder ohne KI.

Mehr Agilität, Kollaboration und Leadership auf allen Ebenen

Das EFQM Modell 2020 setzt weniger auf das Bewahren von Strukturen, das tun schon die normativen Regelwerke. Das neue Modell fragt strategisch nach den Herausforderungen und fordert dazu auch das eigene „Ecosystem“ zu erschließen und die Kollaboration mit den Interessenpartnern zu stärken. Es sieht den Erfolg der Führung der Organisation dann gegeben, wenn diese auf allen Ebenen erfolgreich umgesetzt ist.

Die nächsten zwei Jahre werden zeigen, welche Unternehmen sich in den guten Jahren mit der Weiterentwicklung ihrer Strukturen befasst haben!

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Kundenzufriedenheit reicht heute für dauerhaften Unternehmenserfolg nicht mehr aus. Legen Sie mit persönlichem Service und positiven Überraschungsleistungen noch eine Schippe drauf, um Kunden zu begeistern! Das Volkswagen Bildungsinstitut (VW BI) hat das früh erkannt. Der Bericht dazu im DQS Blog.

EFQM 2020: Leadership als Erfolgsfaktor

Die Führung eines Unternehmens wird oft mit dem Leitungskreis assoziiert. Dabei zeigen Studien, dass gerade die unterste Führungsebene einen massiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg ausübt. Deshalb fokussiert die Betrachtung mit dem Excellence-Ansatz auf ein durchgängiges Leadership-Konzept, welches das kaskadierte Management des Unternehmens über alle Ebenen hinweg konzertiert und insbesondere die Führungsleistung auf Teamebene hinterfragt.

Der Begriff „Ecosystem“ hat dabei eine Schlüsselbedeutung im EFQM Modell 2020. Viele Manager betrachten ihre Systeme in sich. Bei einem internen Audit wird in der Regel der Kunde in den Fokus genommen, im günstigen Fall betrachtet man die Kette des End-to-End-Prozesses. Eine umfassende Betrachtung des Unternehmens als offenes System wird aber oft nicht angestellt.

 

Agilität und Flexibilität versus Beliebigkeit

EFQM 2020 nimmt an, dass ein definierter Freiheitsgrad in der Umsetzung der strategisch relevanten Aktivitäten ein Unternehmen erfolgreicher macht. Das heißt nicht, dass ein Improvisationstheater angestrebt wird. Die Steuerung der Freiheitsgrade ist eine wichtige Führungsaufgabe nicht nur des oberen Managements, die es auch zu meistern gilt.

Verständnis des Unternehmens als Kollaborationssystem

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EFQM – Business Excellence

Ihr Unternehmen geht souverän mit den modernen Managementmethoden um. Aber Sie wollen mehr: Spitzenleistungen erzielen, mehr Unternehmensqualität gewinnen, mehr  Wettbewerbsfähigkeit schaffen. Mit EFQM können Sie aus Wünschen Realität machen.

Alle Menschen im Unternehmen arbeiten mehr oder weniger wirkungsvoll zusammen. Der Unterschied in der Wirksamkeit der Zusammenarbeit – auch über die Grenzen des Unternehmens hinaus – entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation. Die normativen Ansätze leisten diese Betrachtung typischerweise nicht. Mit Leistungsindikatoren alleine lassen sich die Ursachen-Wirkungszusammenhänge nicht vollständig erschließen, dazu gehören auch spezifische Wahrnehmungen der beteiligten Personen.

 

Individuelle Wahrnehmungen als Indizien der Leistungsfähigkeit 

Besonders im B2B-Geschäft ist die Müdigkeit verbreitet, Fragebögen zu beantworten. Oft sind die Ergebnisse solcher Surveys auch von begrenzter Aussagekraft. Deshalb sucht das neue Modell für Excellence nicht mehr nur nach statistischen Ergebnissen, sondern auch nach individuellen Rückmeldungen von wichtigen Stakeholdern. Damit können die Erkenntnisse aus dem Feld der Wahrnehmungen erheblich an Bedeutung gewinnen.

 

Die Analyse der Ergebnisse rankt sich entlang der Strukturen der Organisationen

Bislang hat EFQM 2013 vier Ergebnisperspektiven vorgegeben. Das hat sich mit EFQM 2020 geändert. Wir unterscheiden primär zwischen Wahrnehmungen und Leistungsmessungen. Letztere definieren die Fähigkeiten der Organisation im Wettbewerb.

Es wird nach der Logik des Unternehmens gearbeitet und nicht mehr nach der vorgegebenen Logik des Modells. Dadurch ist die Arbeit im Ergebnisbereich viel flexibler geworden. Am Ende geht es darum zu analysieren, wie weit das Unternehmen in der Lage ist seine Ziele zu erreichen.

 

Katze oder Maus? 

In einem Markt bin ich so Treiber oder Getriebener, Katze oder Maus. Die meisten Manager haben mehr Freude bei der Katze zu arbeiten statt bei der Maus. Unternehmer berichten, dass es als Marktführer ein viel erfreulicheres Arbeiten ist, als wenn man 2., 3. oder gar 4. im Markt ist.

Diese exponierte Position ist jedoch in der Regel nicht leicht zu erringen und schnell verloren. Im realen Leben kann ein Unternehmen Katze und Maus gleichzeitig sein. Wenn man verstanden hat, in welcher Arena man die Katze ist und in welcher die Maus, kann man damit gut leben.

 

Der Golden Circle: drei entscheidende Fragen

Das EFQM Modell 2020 besitzt eine Dreiteilung, die zwischen Aspekten der „Ausrichtung“, der „Realisierung“ und den „Ergebnissen“ unterscheidet. Die Struktur basiert auf dem Gedanken von Simon Sineck, der unter dem Begriff „Golden Circle“ diese drei Aspekte als Grundlage seiner Überlegungen gestellt hat.

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Das „WHY“ ist die Erste aller Fragen

Warum sollten wir das tun? Damit wird abgesichert, dass man nur Maßnahmen ergreift, die auch einen spezifischen Mehrwert für das Unternehmen bieten. Das ist genau das Gegenteil von Normanforderungen, die für alle gleich sind und damit in dieser Überlegung sofort durchs Rost fallen. EFQM 2020 denkt unternehmerisch: Es sucht nach Wegen zum Erfolg (Siehe auch Moll/Kaerkes „Wege zum Erfolg“, ISBN: 978-3446409668).

 

Die zweite Frage dreht sich um das „WIE“

Diese Frage richtet sich an die Ausgestaltung von Vorgehensweisen, die in der Lage sind, das Problem zu lösen, welche bei der „Why“-Frage als relevant erkannt wurde.

 

Frage drei: „WHAT“?

Schließlich kürt das Excellence-Modell nur die Unternehmen, die am Ende auch durch Ergebnisse ihren Erfolg belegen können. Dabei ist zwischen Glück und Können zu unterscheiden. Das Modell fragt nach den Treibern des Erfolgs. Das „What“ im Golden Circle meint, welche Eigenschaften das Unternehmen zum Erfolg führt.

 

Drastische Änderung ohne Anschlussfähigkeit

Das neue Modell ist deutlicher verändert als es in den letzten fünf Änderungen der Fall war. Die bekannte Nine-Boxes-Optik ist einer modernen runden Symbolik gewichen. Dabei ist in der tiefen Seele des Modells die Logik immer noch linear zu denken. Dazu sei dieses Bild eine Illustration.

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Was sollen die bestehenden Anwender des Modells EFQM 2013 machen?

Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, die die Logik des Modells als Basis Ihrer Managementüberlegungen genutzt haben. Bei BMW findet man beispielsweise die Modell-Logik tief in der Managementstruktur verankert.  Die gute Nachricht ist, dass die alte Struktur nicht falsch ist und es sicher keinen Schaden anrichtet, erst mal damit weiter zu arbeiten. Die Assessments kann man trotzdem nach dem neuen Modell durchführen. Dazu gibt es schon mehrere Beispiele.

 

Sie haben mit EFQM 2013 gearbeitet und möchten erfahren was sich im Modell 2020 geändert hat?

In der Präsentation zur Vorstellung des EFQM Modells 2020 können Sie im Detail erfahren, was sich geändert hat. Zusammen mit unserem Partner „Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V.“ haben wir Ihnen die wichtigsten Änderungen zusammengestellt. Weiter gibt es sogenannte Tutorials, in denen die Inhalte des Modells erklärt werden. Diese eignen sich insbesondere für Einsteiger. Für Fortgeschrittene oder leseaffine Menschen (die soll es immer nicht geben), kann das Excellence Handbuch vom WEKA-Verlag eine differenziertere Botschaft vermitteln.

Literaturtipp: Excellence-Handbuch Grundlagen und Anwendungen des EFQM Modells 2020. Dieses Handbuch erläutert detailliert das neue EFQM Modell 2020: Wie ist das Modell aufgebaut und was hat sich gegenüber der Version 2013 verändert. Bezugsquelle: WEKA Verlag

Wie nützt mir das Modell um mein Unternehmen weiter zu entwickeln?

Wir laufen auf eine herausfordernde Phase der wirtschaftlichen Entwicklung zu. Dabei ist zu erwarten, das disruptive Änderungen eintreten, auf die Ihr Unternehmen entweder vorbereitet ist oder nicht. Die Corona-Krise ist dafür das Paradebeispiel. Die nächsten zwei Jahre werden zeigen, welche Unternehmen sich in den guten Jahren mit der Weiterentwicklung ihrer Strukturen befasst haben! Die EFQM-Anwender sind nach statistischen Untersuchungen klar weniger gefährdet im Wettbewerb zu scheitern, da sie sich auf mögliche Stress-Szenarien eingerichtet haben.

Unter sk@ilep.de können Sie einen kostenlosen Fragebogen zum EFQM Modell 2020 bestellen. Der Fragebogen ist die ideale Grundlage für Ihre Selbstbewertung. Sie müssen ihn nur sprachlich auf Ihre Organisation anpassen und ggf. einkürzen. Damit sparen Sie sich die Arbeit, aus dem Modell selbst Fragen abzuleiten.

 

Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V. (ILEP)

 

  • geschäftsführendes Vorstandsmitglied:    Dr. André Moll
  • Wirkungsgedanke:    ILEP ist ein Verein, der von korporativen Mitgliedern getragen wird. Jede Organisation, die sich dem Gedankengut der Business Excellence verschrieben hat, kann Mitglied werden. Mit ihrem eigenen Engagement fördern Organisation die Verbreitung des Business Excellence-Gedankens in Deutschland.
  • Leistungen ILEP:    Die Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V. begutachtet das Management von Unternehmen / Organisationen und vergibt als Partner der EFQM die Anerkennungen der „Levels of Excellence“.
    ILEP qualifiziert Führungskräfte und Mitarbeiter zur Nutzung des Excellence-Ansatzes, trainiert Umsetzung und Bewertung des Excellence-Gedankens und bietet die Trainings der EFQM in deutscher Sprache an.
  • Deutscher Excellence-Preis:    1997 erstmals vergeben, ist der Ludwig-Erhard-Preis der älteste und hochwertigste deutsche Excellence-Preis. Mit ihm werden Unternehmen oder Institutionen ausgezeichnet, die sich um Excellence made in Germany verdient gemacht haben.
  • Webseite:    www.ilep.de

Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
André Moll

Dr. André Moll ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V. (ILEP e.V.). Der promovierte Chemiker übernahm die Leitung der Initiative Ludwig-Erhard-Preis in 2005. Als Mitglied des Core Teams der EFQM unterstützt er kontinuierlich die Weiterentwicklung des Modells. Neben Beiträgen zur Gestaltung des EFQM-Modells 2020 hat er das Projektteam zur Übersetzung in die deutsche Sprache koordiniert. Mit der Neuauflage des Excellence-Handbuchs hat er zudem die Neuerungen des Modells in die Literatur zum Excellence-Ansatz eingebracht.

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