Das Wort „Standard“ kann – je nach Bezugsrahmen – unterschiedliche Bedeutungen haben.

In der deutschen Normensprache hat das Wort gemäß der Nomenklatur des DIN (Deutsches Institut für Normung) eine fachspezifische, in der Öffentlichkeit allerdings wenig bekannte Bedeutung: Es ist dort der Oberbegriff für sogenannte DIN-Spezifikationen (DIN SPEC).

Standards sind inhaltlich weniger komplex als die bekannteren Normen. Sie unterscheiden sich von diesen deshalb u.a. durch einen deutlich geringeren Entwicklungsaufwand.

Wie entsteht ein Standard?

Ein Standard kann von jedermann initiiert werden, der Anstoß dazu geht jedoch meist von einem oder mehreren gemeinsam agierenden Unternehmen aus. Das DIN in Berlin übernimmt das Projektmanagement. Für die Ausarbeitung des Inhalts ist ein von den Initiatoren temporär eingesetztes Expertengremium aus mindestens drei Parteien zuständig. Die Entwicklung der Inhalte findet in der Regel unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch die Berücksichtigung der relevanten interessierten Parteien ist bei der Entwicklung nicht notwendig, bei Normen ist dies zwingend. Kurz: Standards sind nicht „konsensbasiert“.

 

Wie erfolgt die Anerkennung als DIN SPEC?

Nach der Ausarbeitung des Entwurfs wird dessen Veröffentlichung als DIN SPEC beantragt. Das DIN prüft den Inhalt des Entwurfs u.a. auf Konformität mit gängigen Normen. Erfüllt der Entwurf alle Anforderungen, wird er zum Standard, indem ihn das DIN als DIN SPEC mit einer spezifischen Dokumentennummer veröffentlicht und vermarktet, wie beispielsweise DIN SPEC 77224. Diese Spezifikation enthält Anforderungen an ein Managementsystem für Service Excellence. Etabliert sich der Standard innerhalb einer Branche bzw. im Markt, kann er als Vorlage oder Grundlage einer DIN-Norm dienen. Die Normierung erfolgt dann wiederum nach eigenen Regeln, bei der z.B. alle wichtigen Interessensgruppen an der öffentlichen Ausarbeitung beteiligt werden.

 

Was ist der Sinn von Standard?

Der große Vorteil von Standards gegenüber Normen besteht darin, dass sie in sehr kurzer Zeit geschaffen werden können und Anwendung finden. Für ihre Entwicklung werden weniger Ressourcen beansprucht. Standards können aufgrund ihres thematisch eng abgesteckten Rahmens von Geschäftspartnern gut als Grundlage für gemeinsame Richtlinien zur Ausführung ihrer Dienstleistungen, Produktherstellung oder für Zusammenschlüsse von Marktteilnehmern angewendet werden, was u.a. in der Lebensmittelindustrie erfolgreich praktiziert wird.

 

Weitere Bedeutungen

Die englische Übersetzung von „Norm“ lautet „Standard“. Deshalb werden Normen im Alltagsgebrauch häufig mit ihnen gleichgesetzt, was allerdings nicht korrekt ist, da das Wort in der deutschen Normensprache eine andere Bedeutung hat.

In der deutschen Allgemeinsprache steht Standard u.a. für „gültiger Maßstab“ oder „erreichtes Niveau“. Mit Blick auf diese Bedeutungen können geeignete Richtlinien oder Vorgaben über ihr unmittelbares Nutzungsumfeld hinaus durchaus „Standards setzen“.

Autor
Ute Dröge

In ihrer Rolle als langjährige Auditorin und Normexpertin ist Ute Dröge eine zentrale Ansprechpartnerin für den Großkundenbereich der DQS. Ihre umfassende Expertise erstreckt sich über diverse Branchen und konzentriert sich auf die Schwerpunkte Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit und Energiemanagement. Im Rahmen der DQS Academy wird insbesondere das umfangreiche Fachwissen der erfahrenen Moderatorin und Trainerin geschätzt.

 

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