Umweltmanagement ist heute ein unabdingbarer Bestandteil nachhaltiger Unternehmensentwicklung. Die Sicherung des Lebensraumes jetziger und künftiger Generationen ist zu einer übergreifenden Aufgabe geworden. Diese Entwicklung hat Eingang in die Unternehmenspolitik zahlreicher Unternehmen gefunden. Demnach ist Umweltschutz mehr als nur die Einhaltung bindender Verpflichtungen oder die Reduzierung negativer Umweltauswirkungen. Im Vordergrund steht vielmehr die fortlaufende Verbesserung der eigenen Umweltleistung. Eine Anforderung, die mit der Norm ISO 14001:2015 gegenüber ihrer Vorgängerversion deutlich hervorgehoben wurde und als Nachweis Kennzahlen fordert.

Eine Verpflichtung des Unternehmens im Sinn von ISO 14001

Um die Umweltleistung der Organisation zu verbessern, legt die international anerkannte Umweltnorm ISO 14001 in Kapitel 5.2 drei grundlegende Verpflichtungen für die Umweltpolitik fest:

  • den Schutz der Umwelt,
  • die Erfüllung aller bindenden Verpflichtungen sowie
  • die fortlaufende Verbesserung des Umweltmanagementsystems.

Die bindenden Verpflichtungen (compliance obligations) werden aus dem Kontext der Organisation (Kap. 4) und den Anforderungen der interessierten Parteien (Kap. 4.2) abgeleitet. Sie geben den Rahmen für die umweltrelevanten Unternehmensprozesse (Kap. 8) vor, die hinsichtlich der Umweltaspekte (siehe Kap. 6.1 „Risiken und Chancen“) zu erfassen und zu bewerten sind.

„Das Management der Umweltaspekte wird nach ISO 14001:2015 als Umweltleistung bezeichnet.“

DIN EN ISO 14001:2015, Kap. 3.4.1

Messen der Umweltleistung – Was fordert die Norm?

Die Umweltnorm fordert in Kapitel 9.1 das systematische Überwachen, Messen, Analysieren und Bewerten der relevanten Umweltleistung. Dabei muss das Unternehmen Methoden und Leistungsindikatoren nachvollziehbar festlegen.

Die messbaren Leistungsindikatoren sollten

  • zuverlässig,
  • überprüfbar und
  • reproduzierbar sein und
  • im Einklang mit der Umweltpolitik stehen.

Um die Ressourcen des Unternehmens auf die wesentlichen Messungen zu konzentrieren, sollten die Kenngrößen im Zusammenhang mit den relevanten Umweltaspekten und deren Umweltauswirkungen identifiziert werden. Generell können alle Leistungsindikatoren in nahezu jedem Detaillierungsgrad auf alle denkbaren Organisationsbereiche bezogen werden.

In der Praxis ist jedoch eine aussagekräftige Beschränkung auf signifikante Umweltdaten notwendig, die sich vor allem an folgenden Punkten orientieren sollten:

  • an konkreten Zielen
  • der Relevanz des Umweltthemas
  • an den Handlungsmöglichkeiten des zugehörigen Unternehmensbereiches

Wichtig dabei ist, die Leistungsindikatoren stets im Kontext zu sehen, damit sie ihren Sinn und ihre Aussagekraft nicht verlieren.

„Die Umweltleistungsbewertung stellt ein wichtiges Instrument des strategischen Managements dar: Eine sorgsame Analyse zeigt nicht nur umweltbezogene Belange auf, sondern ebenso unternehmerische Chancen und mögliches Verbesserungspotenzial.“

Umweltleistung – Tipps zur Messung

Der Leitfaden ISO 14031 bietet eine umfangreiche Vorlage für den sinnvollen Umgang mit messbaren Leistungsindikatoren im Umweltmanagement. Hilfreich ist dabei die Unterscheidung in drei grundlegende Kategorien:

 

Managementleistungskennzahlen

Managementleistungskennzahlen bilden die strategischen Umweltziele ab und beziehen sich auf Informationen über die Fähigkeiten und Aktivitäten des Managements, die einen Einfluss auf die Umweltleistung haben oder haben können. Diese Kennzahlen gelten für übergeordnete Bereiche wie zum Beispiel Allokation und effiziente Nutzung von Ressourcen, Produktentwicklung und Mitarbeiterschulungen. Sie konzentrieren sich auf die Einhaltung bindender Verpflichtungen (rechtlicher und anderer Verpflichtungen).

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Schulung ISO 14001 – Grundlagen eines Umwelt-Managementsystems

Erfahren Sie alles notwendige über Struktur, Nutzen und wichtigste Inhalte von ISO 14001:2015. 

Aus dem Inhalt: 

  •  Grundlagen und Ziele von ISO 14001
  • Planung mit Umweltzielen und -programmen
  • Lebenswegbetrachtung und deren risikoorientierte Umsetzung
  • Ablauf eines Zertifizierungsverfahrens

Operative Leistungskennzahlen

Lenkung und Überwachung auf operativer Unternehmensebene: Diese Kennzahlen sollten durch Auflistung und Fortschreibung

  • der Inputs, beispielsweise Rohstoffe, Material, Wasser, Energieströme etc.,
  • der operativen Prozesse und Betriebsmittel sowie
  • des Outputs, zum Beispiel Emissionen, Abfall, Abwasser, Produkt und Dienstleistung,

ermittelt werden.

Umweltzustandskennzahlen

Kennzahlen über den Zustand von Luft, Wasser, Boden, natürlichen Ressourcen, Flora, Fauna und Menschen, der durch das Unternehmen beeinflusst werden kann beziehungsweise das Unternehmen beeinflusst. Dies können beispielsweise Informationen über die Wasserqualität eines nahegelegenen Gewässers oder die Luftqualität in der Region sein. Diese Informationen helfen Ihrem Unternehmen, seine Umweltauswirkungen besser zu verstehen.

 

Umweltkennzahlen in der der Praxis

Die Überwachung und Messung von Kennzahlen im Rahmen des Umweltmanagementsystems sollte unter kontrollierten Bedingungen und mit Hilfe geeigneter Prozesse zur Sicherstellung gültiger Ergebnisse durchgeführt werden. Für Unternehmen, die tiefer in die Thematik einsteigen wollen, ist auch ein Blick in die Norm ISO/TS 14033 „Quantitative Umweltinformation“ hilfreich.

Der Nutzen eines Kennzahlensystems hängt maßgeblich von der Qualität der Daten ab. Im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses müssen die Daten regelmäßig mit Blick auf die Unternehmenspolitik und die daraus abgeleiteten Umweltziele überprüft werden. Die Zuverlässigkeit von Kennzahlen wird von der Qualität der Basisdaten aus Messungen, Berechnungen oder aus Schätzungen bestimmt. Einen guten Überblick über betriebliche Kennzahlen gibt hier die VDI-Richtlinie 4050.

 

Kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung

Die Bewertung der Einhaltung umweltrelevanter Verpflichtungen ist ein kontinuierlicher Prozess. In regelmäßigen Managementbewertungen (Kap. 9.3) muss das Unternehmen seine Umweltleistung hinsichtlich der bindenden Verpflichtungen überprüfen und die Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems bewerten. Daraus ergeben sich Ansatzpunkte für die fortlaufende Verbesserung der Umweltleistung (Kap. 10).

Bei der Dokumentation der Ergebnisse liegt das Hauptaugenmerk auf der Verwirklichung der Umweltleistung. Die Erkenntnisse aus der Bewertung der gewonnenen Daten müssen intern und extern kommuniziert werden: entsprechend dem Kommunikationsprozess und unter Einbeziehung der bindenden Verpflichtungen (Kap. 7.4).

Die Kommunikation über die umweltrelevanten Auswirkungen und die Umweltleistung ist zu einer wichtigen Aufgabe von Unternehmen geworden. Gründe hierfür sind steigende Anteilnahme der Öffentlichkeit und die Anforderung, Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien anzuhören und als Teil der Umweltkommunikation aufzunehmen.

Für das Berichten der Umweltleistung muss die oberste Leitung Verantwortlichkeiten und Befugnisse (Kap. 5.3) zuweisen. Die Informationen über die Umweltleistung sollten stichhaltig sein und in ihrer Präsentation den technischen Wissensstand und Sprachgebrauch der interessierten Parteien berücksichtigen.

Darüber hinaus hat das Unternehmen Auswirkungen und Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltleistung gemäß Kapitel 6.1.4 in andere Geschäftsprozesse zu integrieren, wie zum Beispiel bei der Beschaffung von Produkten, die gefährliche Stoffe enthalten.

 

Umweltleistung – Was fordert die Norm ISO 14001? Fazit

Die Bewertung und stetige Verbesserung der eigenen Umweltleistung stellt ein wichtiges Instrument des strategischen Managements dar: Eine sorgsame Betrachtung zeigt nicht nur umweltbezogene Belange auf, sondern ebenso unternehmerische Chancen und Verbesserungspotenzial.

Die Messung der Umweltleistung von Umweltzielen muss anhand von festzulegenden Leistungsindikatoren stattfinden. Dabei müssen die Kennzahlen für die Umweltleistungsbewertung zuverlässig, reproduzierbar und rückverfolgbar sein. Die relevanten Erkenntnisse aus der Bewertung der gewonnenen Daten sind entsprechend den Kommunikationsregeln unter Einbeziehung der bindenden Verpflichtungen intern und extern zu kommunizieren.

 

Literaturtipp: weitere hilfreiche Umweltnormen

 

  • ISO 14005:2020 Umweltmanagementsysteme – Anleitung für eine phasenweise Einführung eines Umweltmanagementsystems – Unter Einbeziehung der Umweltleistungsbewertung
  • ISO 14031:2021 Umweltmanagement – Umweltleistungsbewertung – Leitlinien
  • ISO/TS 14033:2019 Quantitative Umweltinformation – Leitlinien und Beispiele
  • VDI 4050: Betriebliche Kennzahlen für das Umweltmanagement – Leitfaden zu Aufbau, Einführung und Nutzung
  • Leitfaden „Umweltkennzahlen in der Praxis“, Hrsg. Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt

 

ISO 14001 – Worum geht es?

Die Umweltmanagementnorm ISO 14001 erschien erstmals im Jahr 1996. Die aktuelle Version wurde im September 2015 nach einer umfassenden Revision als DIN EN ISO 14001:2015 veröffentlicht. Gegenüber der letzten Version wurde neben den Anforderungen, die sich aus der neuen gemeinsamen Grundstruktur für ISO-Managementsystemnormen (High Level Structure) ergeben, eine Reihe umweltspezifischer Neuerungen eingeführt.

Darunter sind so wesentliche Aspekte wie die Messung der Umweltleistung, die Integration des Lebensweggedankens, die verstärkt risikobasierte Herangehensweise, die Einhaltung bindender Verpflichtungen mit Blick auf relevante interessierten Parteien – und nicht zuletzt auch das Erreichen selbst gesteckter Umweltziele.

Unternehmen, die den Anforderungen der ISO-Norm folgen, handeln also in jeder Hinsicht verantwortlich: Sie haben bedeutende Umweltaspekte im Blick, helfen die Umwelt zu schützen und erlangen gleichzeitig ein hohes Maß an Rechtssicherheit.

 

Vorteile einer ISO 14001-Zertifizierung

Neben der fortlaufenden Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung gehen eine Reihe weiterer Vorteile mit der Verwirklichung eines Umweltmanagementsystems einher:

  • Risikovorbeugung durch systematische Betrachtung von Risiken und Chancen in ISO 14001 sowie vorausschauendes Denken und Handeln
  • mehr Vertrauen seitens der Öffentlichkeit durch nachweislich nachhaltiges Wirtschaften
  • besseres Verständnis der Anforderungen relevanter interessierter Parteien, auch der Mitarbeiter
  • international anerkannter Nachweis Ihres verantwortungsvollen Handelns
  • erhöhte Rechtssicherheit und Reduzierung von Umweltrisiken
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Zertifizierung nach ISO 14001

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– Verantwortung für die Umwelt tragen und
– alle Unternehmenstätigkeiten danach ausrichten, Umweltbelastungen zu vermeiden.

 

Expertise und Vertrauen

Bitte beachten Sie: Unsere Beiträge werden ausschließlich von unseren hausinternen Experten für Managementsysteme und langjährigen Auditoren verfasst. Sollten Sie Fragen an unsere Autoren zu den Inhalten haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.

Hinweis: Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Die Direktive schließt jedoch grundsätzlich Personen jeglicher Geschlechteridentitäten mit ein, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Autor
Dr.-Ing. Eric Werner-Korall

Experte für Compliance- und Risikomanagement mit über 20 Jahren internationaler Erfahrung als DQS-Auditor für integrierte Managementsysteme. Seine Expertise bringt der promovierte Ingenieur zudem als Trainer und Dozent, Moderator und Autor zahlreicher Fachbeiträge ein.

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